Freitag, 5. Februar 2010

Die verlassene Stadt

Wieder waren wir Tage unterwegs, Tage ohne festes Dach über den Kopf, Tage ohne richtiges Essen und Tage voller Stunden die noch zäher flossen als wir auf unseren geschundenen Füßen voran kamen. Nach eben jenen quälend langen Tagen erreichten wir das Meer, ich ließ rasten und wartete das die Gruppe sich sammelte. Doch statt man die Gelegenheit nutzte sich zu erholen fingen die Frauen an zu keifen und es fehlte nicht viel und sie hätten sich in den Haaren gelegen. Safira vorne mit dabei, sie ertrug einfach nicht diese aufgesetzte Fröhlichkeit von Yve, lastete doch der Verlust von Kaisa noch schwer auf ihrer Seele.

Ich hatte weder die Kraft noch den Elan mich in diesen Streit einzumischen, ich wusste nur eins, wenn wir nicht bald eine Möglichkeit fanden ausgiebig zu raten, mal wieder in einen Bett zu schlafen mit einer ordentlichen Mahlzeit vorneweg, würde sich die Gruppe selbst zerfleischen. In der Ferne sah man Mauern es konnte eine Stadt sein, vielleicht auch nur eine Burg aber auf alle Fälle ein Ort wo wir hoffen konnten unter zukommen. Nach dem auch der Medicus mit den letzten zur Gruppe aufgeschlossen hatte und sich diese ebenfalls etwas erholt hatten, gab ich das Zeichen zum Aufbruch.

Vorsichtig näherten wir uns den Mauern. Merkwürdig war es schon das auch je näher wir selbigen kamen keine Menschenseele unseren Weg kreuzte. Es war eine Stadt das sahen wir als wir vor den Mauern standen, eine Burg würde niemals diese Ausdehnung haben. Wir gingen den Weg hoch und betraten die Stadt, auf einen großen freien Platz kamen wir zum stehen. Immer noch niemand zu sehen. Doch, da drüben auf der anderen Seite des Platzes hockte eine Gestalt auf der Treppe und schien zu dösen. Ich machte den Medicus darauf aufmerksam weil ich wissen wollte was er davon hielt, doch er lief gleich hinüber. Von weiten sah es aus als sei es eine Frau darum ließ ich ihn gewähren, mit einer Frau würde er schon allein zurecht kommen.

Während dessen schickte ich unseren Kesselflicker los eine Taverne oder einen anderen Ort zum rasten zu suchen. Die Gruppe verweilte in dieser Zeit auf dem Platz. Sylvi und Safira trieb die Neugierde zu der Fremden mit der schon der Medicus sprach und die Bäuerin ging zu einen der Brunnen um Wasser zu trinken. Kurz überlegt ich noch sie aufzuhalten, doch dann ließ ich es. Wie sollten wir sonst erfahren ob die Brunnen sauber und nicht vergiftet sind. Irgendeinen Grund musste es doch geben das die Stadt so leer war. Nachdem die Bäuerin ihren Durst gestillt hatte kam sie zurück. Ich fragte sie wie das Wasser sei und ob es ihr gut gehe. Sie schaute mich an als verstünde sie meine Fragen nicht aber dann bestätigte sie mir doch das es ihr gut gehe. Gut also waren die Brunnen nicht der Grund warum die Straßen so verwaist waren.

In der Zwischenzeit tauchte eine Fremde auf, genauso aufreizend gekleidet wie die Musikantin die wir schon in Carima aufgelesen hatten. Einen Apfel essend kam sie neugierig näher. Noch bevor ich sie ansprechen konnte war Bent zurück, seine Laune war schlecht und die ließ er auch an der Fremden aus. Sollte er machen, mich interessierte vielmehr ob Andre nun einen Platz zum rasten gefunden hatte. Gerade in diesen Moment tauchte er auf und berichtete das er wüsste wo die Taverne wäre. Das klang doch mal gut. Also nahmen wir die Taverne in Beschlag, sogar zu essen und Bier war noch vorhanden. Die Gier und der Hunger in unseren Bäuchen ließ uns nicht weiter darüber nachdenken und wir bedienten uns.

Ich sprach kurz nur mit Safira und Andre und erwähnte in diesen Zusammenhang auch die Bäuerin als diese sich lautstark einmischte und sich beschwerte das sie schon so lange mit uns lief und ich noch nicht mal ihren Namen wüsste. Genervt verdrehte ich die Augen und fragte sie warum sie sich denn nicht vorgestellt hätte und so ergab ein Wort das andere. Das Ende vom Lied war das sie weg rannte und sich in der hintersten Ecke des Schrankraumes verkroch. Ich ließ sie, darum konnte ich mich nun nicht auch noch kümmern, zumindest wusste ich jetzt aber das sie Ana hieß. Ich trank noch ein zwei Ale und beschloss dann mich in der Stadt umzusehen.

Weit kam ich nicht denn schon nach wenigen Metern sah ich Bent und bei ihm befand sich Kaisa. Ich traute meinen Augen nicht, sah noch einmal hin, dann lief ich schnell zurück. Somit mussten die Bänder die der Medicus immer wieder auf hing doch ihren Nutzen gebracht zu haben, Kaisa hatte wieder zu uns gefunden. Das wollte ich unbedingt Safira erzählen hoffte ich doch das ich sie damit wieder aufheitern könnte. Ich fand sie in der Küche der Taverne und erzählte ihr alles brühwarm. Doch sie glaubte mir nicht und rannte weg. Doch schon nach wenigen Metern hatte ich sie eingeholt und hielt sie fest. Sie schrie mich an ich solle nicht solche Scherze mit ihr treiben. Nun hatte ich genug der Diskussionen und schleifte sie einfach mit, Sylvi die irgendwas von mir wollte dabei völlig missachtend.

Als wir Kaisa erreichten erstarrte Safira zur Salzsäule sie musste wohl denken einen Geist zu sehen. Ich ließ sie los, doch das erwies sich als Fehler. Nicht das sie weg lief, nein sie kippte einfach um, ohnmächtig. Meine Versuche sie wieder zu sich zu bringen erwiesen sich als ziemlich aussichtslos, deshalb erbat ich mir vom Medicus ein wenig Riechsalz, welches er mir in seiner immer noch gährenden Wut auf Safira verweigerte. Egal so langsam kam sie auch wieder alleine zu sich und ich half ihr auf. Nach dem die Benommenheit bei ihr wich, begriff sie so langsam das Kaisa doch kein Geist war und umarmte sie stürmisch.

Safira ging dann erleichtert zur Taverne zurück und Bent eröffnete mir das er sich von der Gruppe trennen wollte. Ich begriff erst nicht so richtig warum, doch dann wurde immer klarer das es mehr gekränkte Eitelkeit war als das es einen wirklichen Grund gab. Ihm passte einfach nicht das Janina wieder aufgetaucht war und gab ihr eine nicht geringe Mitschuld am vorübergehenden verschwinden von Kaisa, genauso wie auch Safira und angeblich konnte er deren Anwesenheit nicht ertragen. Das ich ihm vorwarf das er selber am meisten Schuld war setzte dem ganzen wahrscheinlich nur noch die Krone auf. Sein Entschluss stand fest. Sollte er machen, ich wünschte ihm...... nein ich wünschte Kaisa, die sehr schwach wirkte und auch schon eingeschlafen war, das sie unter dem Starrsinn des Medicus nicht zu leiden hatte und wieder zu Kräften kommt. Ich ließ den Medicus stehen und mit ihm Sylvi die mir schon wieder am Hacken klebte.

In der Taverne lehnte ich mich erschöpft an die Mauer, doch Sylvi gab keine Ruhe. Sie wollte unbedingt das ich erlaube das Janina mit uns zieht. Na gut ich ließ mich breitschlagen und sagte zu unter der Bedingung das Janina das überhaupt will, denn so wie sie sich den ganzen Abend aufgeführt hatte konnte ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Ich ging also zu Janina die sich gerade mit Safira unterhielt. Ich weiß nicht was mit Safira los war aber sie begegnete mir ziemlich schnippisch und frech. Ich verbat ihr den Mund doch das genügte nicht, erst als ich ihr Strafe androhte gab sie endlich Ruhe und verschwand mit Sylvi nach innen.

Was folgte war ein kurzes Gespräch mit Janina. Zu meinen Erstaunen wollte sie tatsächlich mit uns weiter ziehen. Ich drohte ihr wenn sie wieder Ärger machen würde, würden wir uns auch ganz schnell wieder von ihr trennen. Nein sie wolle keinen Ärger machen zumindest nicht mir und meiner Gemahlin. Doch irgendwie reichte mir diese Antwort nicht, was denn mit den anderen wäre wollte ich wissen. Ausweichend antwortete sie das es ja die anderen mit einschließt, weil dieser Ärger ja auf mich zurückfallen würde. War ich nun zu müde oder zu genervt für weitere Diskussionen? Ich weiß es nicht, jedenfalls willigte ich ein. Dann gingen wir zu den anderen.

Na ja, was heißt zu den anderen? Die meisten hatten sich wohl schon ein Lager für die Nacht gesucht und waren verschwunden. Nur Yve, die von irgendwelchen Weiden phantasierte, Safira und Janina waren noch da. Wir unterhielten uns über verschiedene Dinge auch über die Katastrophe die uns zur Flucht zwang und irgendwann kam auch die Rede auf Gott. Yve lästerte fürchterlich über ihn. Am liebsten hätte ich sie weg gesperrt und den nächsten Padre übergeben der uns über den Weg lief aber Safira hielt mich zurück und Yve verschwand zu ihren Glück nach oben.

Das Gespräch plätscherte noch etwas dahin, Safira machte sich dabei über Yve lustig von wegen Eisen im Obst und der Wind macht Musik, ich glaube in erster Linie wollte sie mir begreiflich machen das ich mich über so eine Verrückte nicht aufregen soll. Doch dann war der Tag auch für mich zu Ende und es zog ich nach oben um mir ein Bett zu suchen.

GR

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