Freitag, 26. März 2010

Die Audienz

Ein Scheißtag, den ganzen Tag goss es in Strömen. Zum Glück hatten wir es geschafft allen ein Haus zu bauen so das jeder ein Dach über den Kopf hatte. Trotzdem kam der Regen total unpassend, ausgerechnet heute wo wir noch zu dieser Audienz mussten, wir werden wie die begossenen Pudel da ankommen und nicht gerade ein gutes Bild abgeben. Von weiten sah es so aus als ob der Medicus in der Taverne wäre, darum machte ich mich auf den Weg zu ihm um letzte Details für das Treffen zu besprechen. Ich drückte mich an den Hauswänden entlang um mich ein wenig vor den Regen zu schützen und überquerte dann schnell die letzten ungeschützten Meter bis zur Taverne.

Meine Sinne hatten mich nicht getäuscht es war der Medicus, bei ihm war Kaisa. Während ich mir die Feuchtigkeit aus der Kleidung schüttelte begrüßte ich die beiden und ging näher ans Feuer um mich ein wenig zu trocknen. Nebenher besprachen wir die letzten Details und stimmten uns so weit das ging ab wie wir auf den Treffen vorgehen werden. Ein wenig über das Wetter regten wir uns auch auf und dann verabschiedete ich mich um noch einmal nach Safira zusehe, vor allen aber ihr möglichst schonend beizubringen was nachher noch auf sie kommen wird. Wusste sie doch noch gar nichts davon das sie mit zu diesen Treffen sollte. Ausgerechnet auch sie, die doch eine panische Angst vor den Wilden hatte seit sie die Knochen in der Nähe von Yves Behausung entdeckt hatte.

Den entsprechend vorsichtig versuchte ich meine Worte zu setzen und sie erst mit ein wenig Smalltalk einzulullen. Als es dann aber ernst wurde passierte genau das was ich befürchtete, sie reagierte fast schon panisch, beinahe hysterisch auf meine Worte. In dem Augenblick kam Kaisa und berichtete das der Medicus am Tor stehe, davor ein paar Wilde und ich zu ihm kommen solle. Das konnte nur die Abordnung sein die uns zu der Audienz bringen sollte, hoffte ich und machte mich auf den Weg zu Bent. Kaisa und den anderen Frauen die sich mittlerweile vor der Schneiderei eingefunden hatten bat ich unterdessen Safira zu beruhigen.

Am Tor angekommen stand dort tatsächlich der Medicus und eine Abordnung der Wilden. Sir Bent unterrichtete mich das es soweit wäre und wir jetzt den Frauen folgen sollten. Etwas anderes blieb uns ja auch nicht übrig wollten wir uns nicht für immer hinter den Palisaden verschanzen und so ging Sir Bent die anderen holen während ich mit den Wilden verhandelte. Als Sir Bent mit unserer Delegation am Tor war begann die Wilde, Cindy glaub ich war ihr Name, uns die Regeln die bei diesen Besuch gelten würden zu erläutern. So sollten wir unter anderen die Waffen ablegen und hätte uns vor den Hoheiten zu verneigen. Das und auch die weiteren Bedingungen und Regeln waren nicht so unüblich als das sie inakzeptabel gewesen wären, nur das wir unsere Waffen schon im Dorf zurücklassen sollten sahen wir nicht ein. Der Weg war weit und gefahrvoll.

Zum Glück gingen die Wilden auf unsere Forderung ein und so akzeptierten wir auch die restlichen Regeln. Dann machten wir uns auf den Weg. Ich hörte Safira noch lautstark ihre Bedenken äußern, ihre Angst war förmlich zu spüren und so langsam hatte ich das Gefühl das sich weitere Frauen davon anstecken ließen. Doch dafür war es jetzt zu spät. Der Regen ließ langsam nach und die Wilden führten uns zu ihren Hoheiten. Irgendwie hatte ich das Gefühl als wollten sie uns beeindrucken und nahmen einen längeren Weg als unbedingt nötig. So führten sie uns an beeindruckenden Gebäuden vorbei die sicher ihre Macht und ihr Wissen demonstrieren sollten und den Fluss der ihr Land teilte querten wir auch zweimal. Dann kurz nach der zweiten Flussüberquerung blieb unsere Führerin stehen und bedeute auch uns anzuhalten. Dann verlangte sie das wir nun die Waffen ablegen sollte.

Für uns hieß das, das wir wohl angekommen waren, doch außer einer erbärmlichen Hütte war nicht viel zu sehen. Trotzdem legte ich mein Schwert ab und zog es kurz aus der Scheide. Noch immer klebten Reste des Blutes daran, Reste des Blutes von den letzten Kampf auf der Burg. Ich steckte das Schwert zurück in die Scheide und warnte die Wilde der ich es gab das sie gut darauf acht geben sollte. Dann verschwanden die ersten in der Erde. Also gab es einen Geheimgang, einen Tunnel der zu den Hoheiten führte. Während die ersten wie gesagt sich auf den Weg machten ging ich zu Safira und versuchte sie noch einmal zu beruhigen. Viel Erfolg hatte ich damit nicht aber ich blieb jetzt bei ihr und ging mit ihr gemeinsam durch den unterirdischen Gang.

Auf der anderen Seite empfingen uns düster aussehende, schwarz gekleidete Gestalten. Die ersten Männer die ich hier bei diesen Weibervolk sah. Man führte uns unter ein Zelt, dort sollten wir warten. Es dauerte eine Weile und so langsam kam auch schon Unruhe bei uns auf als eine schlicht gekleidete Frau in Begleitung einer Kriegerin auf uns zu kam. Erst musterte sie eingehend den Medicus, dann mich ohne das auch nur ein Wort fiel. Ungewiss ob es nun diese Hoheit war reagierten wir nicht weiter und ließen ihrer Neugierde den Raum den sie brauchte. Dann wollte sie wissen wer wir seien. Ich wollte gerade ansetzen zu erklären woher wir kamen und wie es uns hier her verschlagen hatte als der Medicus ansetzte sich mit Namen vorzustellen. Also verstummte ich wieder. Scheinbar war das aber nicht das was die, nun war ich mir schon fast sicher, Hoheit hören wollte. Darum raunte ich dem Medicus zu das er doch lieber die Geschichte vom Untergang Ivendusts erzählen sollte.

Siehe da, das schien genau der richtige Einstieg gewesen zu sein. Denn sie nahm diesen Bericht ohne Einwand zur Kenntnis. Am Ende nannte sie uns trotzdem Eindringlinge und wollte wissen woher wir für uns das Recht nahmen dort zu siedeln. Wir sprachen von Ruinen und und unberührter Natur und das dort wahrscheinlich schon seit Ewigkeiten kein Mensch mehr gewesen wäre und wir diesen Ort zu neuer Blüte verhelfen wollen. Das alles schien sie aber nicht zu interessieren. Vielmehr wollte sie von uns wissen warum sie uns nicht an Ort und Stelle töten lassen sollte. Weil wir das Wort ihrer Kriegerin hatten, das uns nichts geschehen würde, war meine Antwort. Doch das machte es nur schlimmer, denn jetzt schien es dieser Kriegerin an den Kragen zu gehen. Hatte sie ihre Kompetenzen überschritten oder hatte diese Frau die hier sehr bestimmend auftrat einfach nur schlechte Laune? Sie ging auf sie Zu, ließ sich die Hände der Kriegerin zeigen und hielt sie dann fest. Ihrer Leibwächterin befahl sie die Kriegerin durch aufschneiden der Pulsadern zu töten. Das alles weitete sich so langsam zu einen Drama aus, ich griff zu meinen Schwert und wollte dazwischen gehen, doch mein Griff ging ins Leere. Zum Glück rettete der Medicus mit Worten die Situation in dem er um Gnade für diese Frau bat die es immerhin geschafft hatte das wir uns ohne Blutvergießen gegen überstehen.

Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht und sie ließ von der Kriegerin ab. Dann setzte sie an uns zu erklären welche Bedeutung dieser Ort für ihr Volk hat und das er für manche sogar so etwas wie ein Heiligtum sei und wollte wissen was wir ihr denn bieten könnten wenn sie uns erlauben würde dort zu siedeln. Nun als allererstes boten wir ihr ein friedliches zusammenleben an, auch um den Pass über das Gebirge würden wir uns kümmern auf das von dort keine Eindringlinge das Land betreten. Auch Handel wollten wir treiben und Safira bot auch an Kleider zu schneidern das die Frauen nicht mehr so halbnackt herum laufen müssten. Das alles schien doch überzeugend zu sein und so erlaubte sie uns das Land zu nutzen aber sie stellte noch einige Bedingungen auf. Unter anderen sollte eine Wilde namens Afra freien Zugang zum Dorf haben um dort zu beten. Sollte uns Unkosten entstehen, an Met, Ale und anderen Sachen, durch diese Wilde würden man uns die ersetzen. Noch viel wichtiger aber war ihr das sie das Land nur als Lehen an uns geben würde und das wir eine Art Statthalter benennen müssten der ihr rechenschaftspflichtig wäre. Eine Art Graf also. Das klang gut und während ich mich schon über das Dorf herrschend sah, bat Bent um eine Bedenkzeit während der wir uns kurz über die Bedingungen besprechen wollten.

Sie gewährte sie uns und lud für diese Zeit die Frauen zu sich in ein anderes Zelt ein und bewirtete sie.Der Medicus und ich besprachen kurz die neue Situation und waren uns relativ schnell einig das die Bedingungen akzeptabel seien. Allerdings stellte sich heraus das der Medicus ebenfalls Pläne hegte die Herrschaft anzutreten, worüber wir in Streit gerieten und den eigentlichen Grund unseres hierseins fast vergaßen. Zum Glück waren wir erwachsenen Männer und vertagten den Streit auf später. Dann gingen wir zu dieser Hoheit und richteten ihr aus das wir die Bedingungen akzeptieren allerdings noch ein paar Tage bräuchten bis wir den Statthalter bestimmt hätten. Sie gewährte uns zwei Monde Zeit dafür. Sicher wieder deren merkwürdige Zeitrechnung von zwei Nächten und nicht wie wir das kannten das ein Mond einen Monat entsprach. Damit waren wir entlassen und durften zurückkehren.

Nachdem wir durch den Tunnel waren, bekamen wir unsere Waffen wieder und man brachte uns zurück in unser Dorf. Meine Vermutung das wir auf dem Hinweg bewusst über eine längere Strecke geführt wurden bestätigte sich denn der Rückweg war viel kürzer und den Fluss querten wir nicht ein einziges mal. Egal, zurück in Ivendust konnte ich mich endlich um Safira kümmern. Die ganze Sache schien sie doch sehr mitgenommen zu haben. Ich schloss sie in meine Arme und brachte sie nach Hause.

GR

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