Freitag, 16. April 2010

Die Kleiderfrage

Eigentlich wollte ich heute anfangen den Schrein für das Kreuz zu bauen, die Materialien hatte ich mir schon zusammen gesucht. Zuvor wollte ich aber meinen Durst noch in der Taverne löschen. Doch diese war leer, gerade als ich wieder gehen wollte tauchte die Wirtin zusammen mit der Neuen auf. Auf die Frage ob sie mir was bringen könne antwortete ich, mürrisch durch die lange Warterei, das ich nur hier stehen würde weil es der sonnigste Platz vom ganzen Dorf war, bestellte dann aber doch einen Met. Als ob alle nur darauf gewartet hatten füllte sich langsam die Taverne. Ich hatte gerade Platz genommen als ich meinte Safira zu hören. Daraufhin schaute ich mich um und tatsächlich war sie bei Flöte und wollte sich gerade einen Met bestellen.

Was ich sah ließ mich aufspringen. Meine Augen fielen mir fast aus den Kopf und mein Mund öffnete und schloss sich mehrmals aber einen Ton bekam ich im ersten Anlauf nicht heraus. Safira stand da mit irgendwelchen Fetzen bekleidet, fast sah sie schlimmer aus als die Wilden. Zuerst versuchte ich sie im halbwegs ruhigen Ton davon zu überzeugen das sie sich sofort umziehen sollte. Doch sie meinte nur das sie sich das extra genäht hätte damit ich nicht immer den halbnackten Wilden nach starre sondern auch mal wieder sie anschaue. Der Streit kochte langsam hoch, die anderen Besucher der Taverne ließen uns schon ihren Unmut spüren. Trotzdem brachte es Safira fertig auch noch Flöte in den Streit mit hineinzuziehen in dem sie einen Met bei ihr bestellte und das obwohl ich ihr verbot in der Taverne zu bleiben solange sie sich nicht was ordentliches angezogen hatte.

Schlussendlich konnte ich mich aber durchsetzen und schickte sie nach Hause. Ich schaute ihr noch nach ob sie auch wirklich zu unserer Hütte ging und als es länger dauerte bis sie zurück kam folgte ich ihr. Doch unsere Hütte war leer, von Safira weit und breit nichts zu sehen. Wütend ging ich zur Taverne zurück um meinen Ärger mit ein paar Schlucken Met herunter zu spülen. Doch irgendwie packte mich eine innere Unruhe und ich schaffte es nicht einmal abzuwarten bis ich meinen ersten Becher Met bekam. Von Sorge um Safira getrieben sprang ich auf und rannte aus den Dorf sie zu suchen. Ewig irrte ich durch die Gegend bis ich sie endlich fand. Sie stand in einer Art Schockstarre zwischen lauter Knochen und auf Speeren aufgespießten Menschenköpfen.

Als ich sie ansprach erschrak sie sich fast zu Tode. Dann stammelte sie was von Menschenfressern und das die Toten noch gar nicht so lange da liegen könnten da an den Köpfen ja noch die Haut und die Haare dran waren. Ich zog sie zu mir vergessen war der Streit um ihre Bekleidung, die sie immer noch nicht gewechselt hatte, und zog sie weg von diesen Ort. Wir kamen an einen Haus vorbei, keine 10m weg von den grausigen Fund. Den Beschreibungen nach konnte das nur Yves Haus sein, uns ahnte nichts gutes und wir wollten nur weg von dort als uns plötzlich jemand grüßte. Eine der Wilden stand plötzlich hinter uns sie schien uns aufgelauert zu haben.

Die Wilde im Auge behaltend zog ich Safira weiter. Diese Wilde war bunt gekleidet und schien auch keine Waffen zu tragen. Im Gegensatz zu vielen der anderen Frauen trug sie blondes Haar. Doch von ihren harmlosen Äußeren ließen wir uns nicht täuschen und wollten uns aus dem Staub machen als wie aus dem Nichts ein Wolf hinter uns stand. Ich zog mein Schwert um im Notfall den Wolf auf Abstand zu halten und befahl Safira so schnell sie könne ins Dorf zurück zulaufen. Langsam immer den Wolf im Blick das er nicht vom Jagdtrieb übermannt wird folgte ich ihr.

Als ich wieder im Dorf war, herrschte schon die helle Aufregung in der Taverne. Safira berichtete gerade von ihren Erlebnissen und alle redeten durcheinander was denn als nächstes zu tun sei. Ausgerechnet heute war der Medicus nicht auffindbar, wozu haben wir einen Lehnsherr wenn er sich nicht um die Sicherheit des Dorfes kümmert? Wir einigten uns darauf eine Wache aufzustellen, der Vertrag mit den Wilden schien doch nicht so sicher zu sein wie sie uns Glauben machen wollten. Die Frauen verständigten sich das sie gemeinsam in der Hütte des Medicus übernachten wollten. Da dieser ja mit seiner Gespielin sich sonst wo rumtrieb, wie sie sich ausdrückten, und es außerdem die Hütte war die am weitesten von der Palisade weg war.

Andre übernahm die erste Wache und begab sich zum Wachturm, die Frauen gingen hinüber zum Haus. Ich blieb noch ein wenig in der Taverne und ließ meine Blicke durchs Dorf schweifen. Es herrschte auf einmal eine gespenstische Stille. Ein Rascheln war zu hören, Schatten die sich bewegten. War schon jemand im Dorf oder täuschten mich meine Sinne? Ich beschloss zu der Hütte zugehen wo die Frauen sich aufhielten und davor meinen Posten zu beziehen. Gerade als ich dort ankam stürmten Asani und Flöte wieder heraus um irgendwas zu holen wie ich aus dem Stimmengewirr heraus hörte.

Sie gingen hinüber zu Flötes Hütte, ich nutzte die Gelegenheit noch einmal nach Safira zu schauen. Sie wirkte nervös und angespannt und so schloss ich sie in meine Arme und versuchte ihr Mut zuzusprechen. So langsam beruhigte sie sich auch ein wenig. Schimpfte dann aber über den Medicus, das er uns im Stich lassen würde und sie es bereue das sie mich zurückgehalten habe wo es darum ging wer das Lehen übernimmt. Darüber nachzudenken war jedoch müßig denn die Entscheidung war gefallen. Ihre Entschuldigung für den Auftritt in diesen unzüchtigen Klamotten nahm ich aber mehr als gerne an und flüsterte ihr zu das ihr Anblick mir heute gezeigt habe das es bei den Wilden nichts gibt was ich nicht auch bei ihr haben könnte und in Zukunft meine Blicke wieder ganz ihr gehören würden.

Genau in jenen Augenblick kamen auch Flöte und Asani wieder und eigentlich wollte ich die Hütte wieder verlassen, doch dann traute ich meinen Ohren nicht. Flöte berichtete das Yve diejenige sei die die Köpfe abgeschlagen und aufgespießt hatte und das alles um uns zu schützen. Diese kleine, unscheinbare Yve die wir kannten, sollte zu so etwas fähig sein? Auch auf mehrfaches nachfragen blieb Flöte bei dieser Geschichte. Safira und ich, wir schauten uns erstaunt an und konnten es nicht so recht glauben aber andererseits würde das auch erklären warum sie so nah bei dieser gruseligen Stätte wohnt. Entsetzt lauschten wir weiter Flötes Erklärungen, Yve musste sich ganz schön verändert haben seit sie nicht mehr im Dorf wohnt.

Doch dann eine ganze Weile später klärte sich alles auf. Flöte muss wohl von den ganzen Ereignissen so verstört gewesen sein das sie Yve und Afra verwechselte und das trotz unserer Fragen nicht bemerkte. Erleichtert atmeten wir auf, blieb uns doch so noch ein wenig Normalität erhalten. Nur die Frage wieso sie, die doch angeblich das Leben und die Natur so schätzte, so unbeschwert neben all den Ermordeten leben konnte. Nachdem jetzt ein wenig Ruhe in diesen Raum eingekehrt war nutzte ich die Gelegenheit und verabschiedete mich, musste ich doch Andre noch am Wachturm ablösen.

GR

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