Freitag, 25. Februar 2011

Unterhändler

Die meiste Zeit des Tages verbrachte ich damit die Verzierungen auf die beiden Schwerter einzugravieren die ich gestern angefertigt hatte. Aus einiger Entfernung drangen immer mal wieder die Schreie einer Sklavin herüber die man am Hafen aufgegriffen und an einen Pfahl gebunden hatte. Sie schien den Ernst ihrer Lage noch nicht begriffen zu haben, denn sie stellte immer wieder Forderungen. Doch damit wollte ich mich nun wirklich nicht befassen und arbeitete konzentriert weiter. Die Gravuren waren fertig, nun blieb mir nur noch auch den letzten kleinen Grat zu finden und zu entfernen. Sicherheitshalber ließ ich das aber Lu machen, zumindest das finden, da ich befürchtete das meine Hände dafür schon zu unempfindlich waren.

Nun fehlte mir nur noch das Gold mit dem das Heft des einen Schwertes verziert werden sollte. Während ich darauf wartete das die Gefährtin des Kriegers, für den dieses Schwert bestimmt war, mir das Edelmetall brachte unterhielt ich mich mit dem Hauptmann der Wachen. Immerhin war er als Unterhändler in Aventicum gewesen und vielleicht konnte ich ihm ein paar wichtige Informationen entlocken. Er äußerte sich eher abfällig über die Leute in Aventicum und vor allem über die "Warme Hand", wie er sie nannte, und es schien mir nicht so als ob Kasra gewillt war auf deren Forderungen einzugehen. Da ich immer noch Bedenken hatte die mit meiner Rolle bei dem Heimsteinraub zusammenhingen, fragte ich denn ob die ehemalige Tatrix so wie es gefordert war ausgeliefert wird. So konnte ich ohne nach meinen Schicksal zu fragen doch aus der Antwort einige Rückschlüsse ziehen.

Die Antwort war, wenn überhaupt etwas ausgeliefert wird dann nur Dar Kosis, nur leider habe man so etwas gerade nicht zur Hand. Das hieß für mich, wenn man nicht mal eine Heimsteinfremde ausliefert dann ist es auch äußerst unwahrscheinlich das man einen Angehörigen des eigenen Heimsteines pfählen würde, was mich einigermaßen beruhigte. Jetzt musste ich nur noch Lu abschütteln die sich ängstlich an meine Beine geklammert hatte, damit ich mich wieder frei bewegen konnte. Mittlerweile hatte ich auch das Gold erhalten und wollte mich gerade wieder meiner Arbeit widmen, doch zuvor musste ich noch Lu zur Ordnung rufen die ihre Emotionen nicht im Griff hatte als man sich weiterhin höhnisch über Aventicum lustig machte. Immerhin hatte ich sie vor einigen Monaten dort erstanden.

Ich brachte das Gold am Heft des Schwertes an und gab, als ich fertig war, Lu das Teil noch zum polieren, da sah ich das ein paar Fremde die Stadt betraten unter ihnen war auch Mush der Heiler aus Aventicum von dem ich Lu gekauft hatte, dies mussten die Unterhändler sein. Ich wartete bis alle im Ratssaal verschwunden waren und dann verließ ich wortlos die Schmiede und begab mich in den Innenhof der Burg in der Hoffnung dort etwas in Erfahrung bringen zu können, Lu folgte mir. ich stellte mich an eins der Fenster und hoffte das man drinnen laut genug sprechen würde. So wie es aussah war ich nicht der Einzige der von Neugier getrieben war, die besten Plätze waren schon vergeben.

Die Unterhändler trugen ihren Forderungen vor die sie zusätzlich zum Heimsteinaustausch erfüllt sehen wollten und die mir ja zum Teil aus dem Gespräch mit Luc schon bekannt waren. 20 Goldtarn, 1 Tarnpärchen, die Auslieferung der Tatrix und die Pfählung des Heimsteindiebes. Hab ich noch was vergessen? Egal! Kasra ging eh nicht darauf ein und bot nur drei Wagenladungen Salz als Zeichen des Wohlwollens. Ich war wütend, mit geballten Fäusten, die Zähne zusammengebissen das die Wangenknochen hervortraten stand ich draußen und konnte nichts tun, am liebsten wäre ich in den Saal gestürmt und hätte diesen Heiler, denn nur der konnte wissen das ich dabei gewesen bin, mit eigenen Händen erwürgt.

Dann wurde es unruhig im Saal und es passierte etwas womit ich nicht im geringsten gerechnet hatte. Die Unterhändler standen auf und gingen einfach. Hatte das Wort Unterhändler nicht auch das Wort Händler im Namen? Warum handelten sie nicht? Nein sie standen einfach auf und gingen, es schien gerade so als seien sie nie auf eine Einigung aus gewesen. Wütend schaute ich zu wie die Delegation den Saal verließ, nur mit Mühe konnte ich mich zurückhalten. Trotzdem wagte es der Heiler mich anzusprechen und sich nach meinen Wohlbefinden zu erkundigen, wenn der Krieger ihn nicht mit dem Worten : "Nein du brauchst dich nicht bei dem Mann bedanken der euren Heimstein gerettet hat!" hinauskomplimentiert worden wäre, wer weiß wie das Gespräch ausgegangen wäre.

In Gedanken versunken ging ich zurück zur Schmiede, aus den Augenwinkel bekam ich nur mit wie Lu an mir vorbei schoss und sich in der Kammer verkroch. Nachdem ich mich selber erstmal gesammelt hatte schaute ich nach ihr, völlig aufgelöst hockte sie dort in Angst um ihren Herrn. Ich versuchte ihr klar zu machen das keine Gefahr bestände, da Kasra ja niemanden ausliefern will. So richtig glauben wollte sie mir nicht, auch das ich ja für den Fall der Fälle ja bestimmen könnte wer sie nach meinen Ableben bekommt, um sicher zu gehen das sie einen Herrn hat der sie verdient, konnte sie nicht wirklich beruhigen. Ich glaube nicht das Lu sich noch mal bemüßigt fühlen wird die Leute aus Aventicum zu verteidigen. Vielmehr klammerte sie sich an mich und bat mich das sie mir in den Fellen den Abend vergessen machen dürfte. Sie durfte, auch wenn ich glaube das es eigentlich anders herum war.

Den Rest des Abends verbrachte ich dann bei ein paar Paga in der Herberge, einer der Krieger gab einen aus, das konnte man sich ja nicht entgehen lassen. Zuvor hatte ich noch ein Gespräch mit der Schreiberin aus dem Handelsposten die sich ein Siegel wünschte, wofür sie mir morgen die Vorlage bringen wollte. Allerdings musste ich beim Preis ganz schön nachgeben, schien sie doch noch nicht in der Lage zu sein viel dafür bezahlen zu können. Zum Ausgleich bot sie mir einen Nachlass an falls ich mal ihre Dienste benötigen sollte. Ich ging auf den Handel ein, wollte ich doch endlich in die Herberge meinen Durst löschen.

GR

PS: Nach dem dieser Tage ja aus der "Roten Hand" schon die "Warme Hand" wurde, habe ich dieser Tage noch eine weitere Interpretation dieser Begrifflichkeit gehört. So meinte unser Händler das die so gefährlich nicht sein können wenn sie sich nach einen Frauenleiden benennen.

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