Freitag, 8. Juli 2011

Das neue Collar

Ich erwachte und rieb mir die Augen, irgendwie war der gestrige Tag ziemlich unwirklich, doch die Kajira, die noch immer an meinem Bett angekettet war, belehrte mich eines besseren. Ihre Augen waren noch genauso verquollen wie gestern Abend, sie sah aus als ob sie die ganze Nacht nicht geschlafen hatte und auch noch die letzte Träne ihren alten Herrn hinterher geweint hatte. Das sollte mir aber egal sein. Nachdem ich mich angekleidet hatte, löste ich die Kette und riss sie hoch um sie mir bei Tageslicht etwas genauer anzuschauen. Ein erster Blick bestätigte mir was ich gestern im Halbdunkel schon vermutet hatte und wenn sie sich erstmal beruhigt hatte und wieder normal aus ihren Augen schaut wird sie mir auch eine schöne Stange Geld einbringen, spätestens in Kasra. Doch jetzt wollte ich das sie ihr altes Collar los wird, damit sie auch die letzte Bindung zu ihren alten Herrn verliert. Die Kette wickelte ich um meine Hand und zog Lale grob hinter mir her. Nach dem ich die Herberge verlassen hatte, versuchte ich mich grob zu orientieren war ich doch gestern Abend ziemlich herumgeirrt auf dieser Insel.


Das Ganze war einfacher als gedacht, ich musste mich ja nicht zum Sklavenhändler zurückfinden sondern nur zu der Werkstatt, die ich gestern schon ausgemacht hatte, einen Schmied schien es hier ja nicht zu geben. Die Werkstatt stand am Hafen. Ich musste mich also nur Richtung Thassa orientieren und tatsächlich sah ich dann auch schon von weiten dieses langgestreckte Gebäude aus dem der Qualm von zwei Schornsteinen aufstieg. Zielstrebig steuerte ich darauf zu. Dort angekommen ließ ich die Kette los drohte aber Lale falls sie es wagen sollte sich wegzubewegen. Da wieder niemand da war machte ich mich auf die Suche nach irgendetwas mit dem ich den Stahlreif öffnen konnte. Säge, Feile, Zange ganz egal.

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Suchens hatte ich endlich eine passende Feile gefunden mit der ich der Kajira nicht gleich auch noch den Kopf mit absägen würde. Ich drehte mich zu ihr, sie stand vor der Werkstatt und machte den Eindruck als überlege sie wegzulaufen, selbst als ich sie zu mir befahl reagierte sie nicht sofort. Vorsichtshalber ging ich schnell auf sie zu, griff nach der Kette, die noch immer am Collar befestigt war und riss sie zu mir. Sie kam ins stolpern und fiel hin, als sie sich aufrappelte blieb sie auf den Knien und schaute mich wütend an. Die für den Blick folgende Ohrfeige gab ihr auch einen Grund so zu schauen. Das undankbare Ding! Anstatt froh zu sein das sich einer ihrer annimmt, heulte sie immer noch ihren alten Herrn hinterher.


Dann befahl ich ihr den Kopf nach vorn zu neigen und ihre Haare aus dem Nacken zu nehmen damit ich die Feile besser ansetzen konnte. Ungelenk bewegte ich das ungewohnte Werkzeug hin und her, trotzdem zeichnete sich mit der Zeit ein Erfolg ab, langsam aber sicher durchtrennte die Feile das Collar. Irgendwann hatte ich es durch und bog es auf, nahm die Kette vom Collar und warf den alten Stahlreif weg. Das war geschafft! Ich hielt ihr eins meiner Collare vor die Nase und wollte wissen ob sie wüsste was darauf steht. Klar hatte sie eine Ahnung was da draufstehen könnte, da sie aber nicht lesen konnte, sagte ich es ihr. Georg aus Tor, Händler. Dann legte ich ihr das Collar um und befestigte erneut die Kette, so wirklich vertraute ich der Kajira noch nicht.

Ich wollte gerade los mit ihr, ein Schiff suchen auf dem ich meine Reise fortsetzen könnte, da bat sie mich darum ihr einen Wusch zu erfüllen. Vorsichtshalber wollte ich erst wissen was für einen. Sie wollte noch mal einen Blick auf dem Ort werfen wo ihr alter Herr zu Tode gekommen ist um endgültig Abschied zu nehmen. Wenn sie dachte das es jetzt noch mal den ganzen Weg zurück geht so hatte sie sich aber geirrt. Der Leuchtturm war auch von hier aus gut zu erkennen und so zog ich sie zum Ufer der Thassa damit sie einen letzten Blick über die Bucht zu den Felsen hatte wo der Leuchtturm stand.


Das reichte, ein Zug an der Kette und sie stand auf und folgte mir. Im Hafen von Lydius fand ich tatsächlich ein Schiff was noch heute mit passenden Zielhafen auslaufen wollte. Ich schachterte kurz mit dem Kapitän über den Preis für die Passage und dann schlug ich ein.

GR

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