Freitag, 4. Mai 2012

Besucher und eine Wüstenurt

Nachdem gestern ein Betriebsausflug fast aller Bewohner von Kasra anstand und mein Schmied seinen Heimstein nur ungern bis gar nicht verlässt, habe ich mal wieder den Händler ausgebuddelt und in Jorts Fähre gespielt. Praktischerweise war das natürlich der Ort wo ganz Kasra hin wollte um sich dem Zar-Turnier zu widmen. Während also Kasra heiß auf Zar war, versuchte der Händler die wenigen Freien in Jorts in ihren Repräsentationspflichten gegenüber den Besuchern zu unterstützen. Was natürlich ein bisschen schwierig ist wenn man an jenem Ort selber nur Gast ist weil man dort eine Außenstelle seines Handelshauses unterhält.

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Mitten in der Nacht war ich von einer Handelsreise zurückgekommen und hatte mich gleich in mein Haus verkrochen um zu schlafen. Entsprechend groß war die Verwunderung als ich am nächsten Tag auf der Terrasse des Gasthauses auftauchte um etwas zu mir zu nehmen. Außerdem musste ich feststellen das meine Reisen zuletzt wohl doch länger gedauert hatten als gedacht, denn sogar Leute von denen ich dachte das sie mich eigentlich wiedererkennen sollten sprachen mich als Fremder an. Was solls, das ist das Schicksal aller Reisender. Wenigstens bekam ich aber einen Paga, den Guten, den ohne Kopfschmerz und bevor ich mir noch was zu essen bestellen konnte wurde es auf einmal unruhig auf dem Marktplatz und er füllte sich zusehends mit Menschen. Mittendrin eine riesige gelbe Sänfte bewacht von mehreren Kriegern.

Eilig trank ich meinen Paga leer und erhob mich um zu sehen was da genau los war. Es stellte sich heraus das es eine Delegation unter Führung der Regentin aus Kasra war, die das hier stattfindenden Zar-Turnier besuchen wollten. Das Problem war halt, das für heute gar keine Wettkämpfe geplant waren und auch der Kommandant der Stadt nicht greifbar war. Eine Herausforderung der sich eine Angehörige der blauen Kaste so gut es ging zu stellen versuchte. Es wurde hektisch! Was auch daran lag das die Regentin zum nicht vorhandenen Palast gebracht werden wollte. Man konnte sie dann aber doch dahingehend umstimmen, das sie erst einmal ins örtliche Gasthaus einkehrte. Jetzt war die Flexibilität und Kreativität der Kajirae gefragt. Zusätzliche Kissen als Sitzgelegenheit heranschaffen, die Gäste versorgen und dabei, in diesem ganzen Durcheinander, auch ja niemanden umzurennen.


Langsam wich das Chaos und was blieb war ein einziges Stimmengewirr, da alle Tische komplett besetzt waren. Man verstand kaum sein eigenes Wort, geschweige denn das es möglich war eine vernünftige Unterhaltung zu führen. Trotzdem gelang es mir in dem allgemeinen Durcheinander einen Auftrag zu ergattern, der da sinngemäß lautete das ich der Sklavenhändlerin eine ganz bestimmte Kajira besorgen sollte. Das würde zwar nicht einfach werden aber einen Versuch war es auf alle Fälle wert. Als Gegenleistung bot ich ihr an das sie in meinen Haus übernachten könnte falls sie in der Herberge kein Zimmer bekommen sollte, doch diesen Angebot schlug sie aus, fürchtete sie doch um ihren Ruf. Selbst der Hinweis das ihren beiden Kajirae sicher alles tun würden das ich das Interesse an weiterer Weiblichkeit verlieren würde, konnten sie nicht umstimmen.

Da die Leute aus Kasra aber nun einmal wegen dem Zar-Turnier da waren, setzte man nun wenigstens ein paar Showkämpfe an die außerhalb der Turnierwertung gespielt wurden. Dieses Angebot schien bei den Kasraten anzukommen und so setzte sich der gesamte Tross in Bewegung, hinunter zum Turnierplatz. Als endlich etwas Ruhe eingekehrt war, drangen von den Käfigen beim Sklavenhaus Rufe zur Terrasse hinüber. Ich erkundigte mich was dort los sei und man sagte mir das dort eine Urt eingesperrt sei, die ein Brandzeichen trage, bis zur endgültigen Klärung des Falles bleibt sie da drinnen und wenn niemand innerhalb einer Hand ihre Freiheit bestätigt oder sich ihr rechtmäßiger Besitzer meldet, geht sie in den Besitz der Stadt über.

Klang interessant!  Ich ging mal rüber und schaute mir das Mädchen etwas genauer an. Kaum war ich in der Nähe des Käfigs fing sie auch schon an ihr Leid zu klagen, das Brandzeichen sei ihr von ihren Gefährten gesetzt wurden, der sie für irgendwas bestrafen wollte, überhaupt sei er ein sehr gewalttätiger Mensch gewesen, der sie immer nur geschlagen und gequält hatte und erst recht sei sie keine Sklavin und ich solle sie doch unbedingt freilassen. Ich hörte ihr zu und als sie sich endlich wieder beruhigte redete ich auf sie ein. Mich an das Gitter lehnend zeigte ich ihr ein paar Vorteile auf wenn sie sich freiwillig mit einem Leben als Sklavin abfinden würde. Schließlich bräuchte sie sich um nichts mehr zu kümmern, hätte ihren Herrn, den sie jeden Wunsch von den Augen abliest und der dafür für sie sorgen wird.


Nein das überzeugte sie noch nicht und das Gekeife, von wegen das sei alles eine schrecklich Verwechslung ging wieder von vorne los. Allerdings setzte sie jetzt noch einen obendrauf und behauptete das sie nicht zur Sklavin tauge. Doch auch du taugst dafür und die Kurt und deine Hitze werden dir dabei helfen eine gute Kajira zu werden. Sagte ich und drehte mich zu ihr, ich steckte meine Hand durchs Gitter, packte ihren Arm und zog sie zu mir. Meine andere Hand legte ich auf ihren Hals und mein Daumen strich dort entlang wo normalerweise das Collar sitzt. Stell dir vor, sagte ich zu ihr, das genau dort ein kühles Stück Metall sitzt, der Name deines Besitzers darauf eingraviert! Kannst du es spüren? Sie sagte nichts, nur ein schlucken spürte ich. Und jetzt stell dir vor du müsstest dir um deine Zukunft keine Sorgen mehr machen, müsstest nicht mehr im Abfall wühlen, hättest nur noch deinen Herrn den du ergeben dienst.

"Nein!" schrie sie und riss sich los. Ich zog meine Hände zurück und tat gelangweilt als ich zu ihr sprach. Wenn du hier rauskommst dann nur als Sklavin. Entweder in einer Hand, dann gehörst du der Stadt, hast hier jeden Freien zu dienen oder noch schlimmer, du wirst an irgendeinen sabbernden Fettwanst verkauft, weil er derjenige ist der das meiste für dich bietet. Oder, fuhr ich nach einer kurzen Pause fort, du nutzt jetzt noch die Gelegenheit und versuchst dir deinen Herrn selber auszusuchen, unterwirf dich oder bettle das dich jemand kauft, jemand der auch dir gefällt um so leichter wirst du dich mit deinem Schicksal abfinden.

In der Zwischenzeit war Asma mit dem Essen für die Gefangene aufgetaucht, Sklavenbrei und Wasser. Ich ließ mir das Wasser geben und hielt der Frau im Käfig die Schale hin. Doch sie machte einen auf stur und wollte nicht trinken. Ich kippte die Schale an, erst verlor sie ein paar Tropfen, dann lief ein dünnes Rinnsal herunter. Trink! Sagte ich zu ihr, doch sie verweigerte immer noch. Stattdessen betonte sie ein Kind der Tahari zu sein und tagelang ohne Wasser auskommen zu können. Gut, wie sie wollte, ich nahm die Schale aus dem Käfig und schüttete sie außerhalb der Reichweite der Gefangenen aus. Asma befahl ich den Brei nachzuwürzen und auch mit Salz nicht zu sparen. Dann durfte die Gefangene den Brei bekommen allerdings kein Wasser mehr. Wir werden sehen wie lange unsere Wüstenurt ohne Nahrung und Wasser auskommt.

GR

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