Donnerstag, 11. April 2013

Alles Verhandlungssache

Heute trieb es mich förmlich aus dem Haus. Durch die Geschehnisse der letzten Tage und auch durch die Feierlichkeiten zum En'kara war einiges liegen geblieben. Ich hatte zwar gestern schon damit begonnen die Liste etwas abzuarbeiten aber ich hatte bei weitem nicht alles geschafft. Als erstes stand das Maß nehmen bei der Schneiderin auf der Plan. Zum Glück lief ich ich ihr auch direkt in die Arme und eh mich jemand anderes aufhalten konnte folgte ich ihr zu ihrem Haus. Dort angekommen schaute ich mich in ihrem Haus relativ ungeniert um. Die Einrichtung war reichlich in rot gehalten aber das war es nicht was mich verwunderte, sondern mit Erstaunen sah ich das dort zwei Kinderbetten standen.


Die Frage ob Akira in freudiger Erwartung ist, konnte ich mir nun nicht wirklich verkneifen. Doch sie verneinte meine Frage und behauptete das es die letzten verbliebenen Erinnerungsstücke an ihre Familie wären. Nämlich ihr Bett und das ihres Bruders. Mir war es dann doch peinlich weiter in ihrer Vergangenheit zu stochern und so wechselte ich schnell das Thema, schließlich war ich ja zum vermessen hier und nicht zum tratschen. Daraufhin folgte eine kurze Einweisung für Shani ins Vermessen und die Handhabung des Maßbandes und dann ging es auch schon los.

Ich hatte also die verantwortungsvolle Aufgabe still zustehen und ab und zu mal die Arme auszubreiten, während Shani mit dem Maßband an mir herumturnte und Akira gewissenhaft die ganzen Zahlenkolonnen notierte. Ein wenig interessanter wurde es erst als Shani mir im Schritt herumfummelte und ich mir gewisser Reaktionen nicht enthalten konnte. Zum Glück schien Akira davon nichts zu bemerken, nur Shani konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. Aber das war zumindest noch angenehmer als das vermessen der Kragenweite. Doch irgendwann war auch dies alles überstanden und ich durfte mich endlich wieder bewegen, was in einige Lockerungsübungen meinerseits mündete.


Nun sah ich aber zu das ich aus der Schneiderei kam eh Akira noch das eine oder andere weitere Maß einfiel was noch zu nehmen ist. Ich versprach ihr dieser Tage die von mir ausgesuchten Stoffe zu liefern und machte mich aus dem Staub. Als ich über den Marktplatz lief sah ich wie die Tür der Heilerei ging und sich die Ärztin auf den Weg zur Herberge machte. Ich stürzte ihr hinterher, hatte ich mit der Ärztin doch auch noch was zu bereden. Einholen konnte ich sie jedoch tatsächlich erst auf der Terrasse, die für diese Uhrzeit schon gut gefüllt war. Das Training der Krieger muss heute besonders anstrengend gewesen sein, das sie jetzt schon um diese Ahn die Herberge bevölkerten.

So war es mir ein leichtes die Ärztin zu einem Gespräch unter vier Augen zu bitten  und sie auf eigenen Vorschlag wieder in die Heilerei zu lotsen. Es ging um das Gehalt was ihr die Stadt zahlen soll oder auch will, da war etwas Ruhe bei den Verhandlungen schon angebracht. Die Ärztin hatte im Vorfeld noch ein paar Fragen zu den Themen Miete, Heilmittellieferungen, Bezahlungen bei Bündnisfällen und ähnlichen, da meine Antworten darauf sicher in ihre Gehaltsvorstellungen hineinspielen werden, wollte ich ihr auch wahrheitsgemäß zu antworteten. Vieles wäre einfacher wenn sie dem Heimstein angehören würde, seufzte ich so und versuchte meine Antworten in Worte zu fassen. Doch davor musste ich noch erfahren das der Hauptmann schon bei ihr dieses Thema angeschnitten hatte und sie abgelehnt hat, was sie damit begründete, das sie zum einen ihrem alten Heimstein noch sehr verbunden ist zum anderen sie den Eindruck habe das es eine Person gäbe hier in Jorts die dem Heimstein sehr schade.

Ein Argument was ich erstmal so hinnehmen musste. Ich sagte ihr, das ich zwar tags zuvor die Absicht geäußert hätte den Posten des Administrators anzustreben, noch aber nur eines von vier Ratsmitgliedern bin und mir in dieser Sache etwas die Hände gebunden wären. Sie blieb dabei, vorläufig nicht auf den Heimstein zu schwören, was aber die Gehaltsverhandlungen nicht einfacher machte. Nun galt es ihr ein Angebot zu machen das sie nicht abschlagen konnte, deshalb tat ich so als würde es mir schwer fallen, wog wortreich diverse Vor- und Nachteile gegeneinander auf, stellte Hypothesen über was wäre wenn auf, würdigte ihre Arbeit und ihr Verantwortungsbewusstsein und bot ihr zum Schluss den Satz einer Kastenersten an. Allerdings mit der Einschränkung, das, sollte es irgendwann eine dem Heimstein angehörende Ärztin geben, dies wieder neu verhandelt werden muss. Nach einem gewissen Zögern erklärte sie sich einverstanden. Vermutlich hatte sie mehr erwartet oder war von Hafax her anderes gewöhnt, doch das was ich ihr bot war schon die absolute Obergrenze.


Zufrieden das die Ärztin zustimmte, drückte ich Shani den Tarskbeutel mit Kin und meiner Badspende, sowie den Erlös von Lora in die Hand und schickte sie rüber, das Geld in der Stadtkasse zu hinterlegen und dafür das Ärztinnengehalt für vier Hand mit zurück zubringen. Entspannt und auch etwas erleichtert lehnte ich mich zurück, der Heimstein hatte wieder eine Ärztin und die medizinische Versorgung der Bürger war somit sichergestellt. Gleichzeitig würde die Ärztin rückwirkend ihr Gehalt erhalten so das man der Stadt auch nichts nachsagen konnte, sie würde ihre Angestellten ohne Sold arbeiten lassen. Na gut, wenn man mal von mir und meinem Gehaltsverzicht absieht.

Wir kamen noch kurz auf die Geschehnisse mit der fremden Händlerin zu sprechen die unsere Ärztin permanent beleidigt hatte und der Meinung war sie vor ein Kastengericht der Händler zerren zu müssen. Das ich der Ärztin sagen konnte das diese Händlerin keine Konzession hat und auch nicht bekommt um in Jorts Fähre Handel zu treiben und das die Geschichte mit dem Kastengericht völlig absurd ist, hörte sie nur zu gern. Schließlich muss auch eine Händlerin damit leben das, wenn sie ihre Arbeit in aller Öffentlichkeit verrichtet, ihr Tun und ihre Preise von jedermann kommentiert werden können. Dann endlich verabschiedete ich mich von ihr. An der Tür drehte ich mich noch einmal um und gab Najah zu bedenken das sie ihre Interessen sicher besser durchsetzen kann wenn sie auf den Heimstein geschworen hat und den Sitz ihrer Kaste im Rat wahrnimmt. Ihre Reaktion darauf, ließ schließen das ihr dieser Gedankengang zumindest nicht neu war.

Doch nun musste ich los! Ich wollte unbedingt noch mit Kin reden. Den grub ich auch auf der Terrasse aus. Um den Trubel zu entfliehen gingen wir ein paar Schritte. Eigentlich wollte ich nur mit ihm über den anstehenden Heimsteinschwur von Akira reden. Ob er schon einen Termin hat, damit der Aushang rechtzeitig draußen ist falls es zu Einsprüchen kommen sollte. Wir schweiften dann aber schnell ab, kamen noch auf die Ärztin zu sprechen und wie man sie stärker an den Heimstein binden könnte und landeten schlussendlich bei meinen Ambitionen auf den Administratorposten. Mir waren die diversen Widerstände durchaus bewusst die es in der Stadt gab um so wichtiger war es jetzt, schon bestehende Verbindungen zu benutzen.


Als ich mich von Kin verabschiedete, tat ich das mit dem guten Gefühl heute ein ganze Menge erreicht zu haben. Umso zufriedener sank ich in meine Felle und zog Shani zu mir. Davon das scheinbar jemand noch was von mir wollte und an meiner Tür "randalierte" ließ ich mich nun auch nicht mehr stören. Was immer es war, es hatte Zeit bis morgen.

GR

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