Freitag, 12. April 2013

Das Pergament

Als ich heute das Haus verließ fiel mein Blick auf etwas das sich im Türrahmen verklemmt hatte. Gleich fiel mir wieder ein das es ja am Vorabend noch unruhig vor meinem Haus gewesen war. Während ich noch grübelte war Shani ein wenig schneller als ich und hatte es schon aufgehoben. Ein Pergament, ein Schriftstück! Ich überflog die wenigen Zeilen, las sie noch einmal und auch noch ein drittes Mal um sicher zugehen das da wirklich stand was ich gerade zu lesen meinte. Ich war so vertieft in das Schreiben das ich nicht einmal merkte das Shani, wie sonst auch immer, auf Zehenspitzen hinter mir stand und über meine Schulter hinweg versuchte einen Blick auf das Pergament zu werfen.


Tatsächlich musste sie etwas entziffert haben, denn es kam noch ein spitzer Kommentar von ihr, welcher ihr einen Schlag mit der Schriftrolle auf dem Mund und den Hinweis das sie sich in der Angelegenheit kein Urteil zu erlauben hat, einbrachten. Das reichte auch erst mal, ich musste unbedingt Kin und Nila sprechen. Deswegen stürmte ich gleich in Richtung Marktplatz, in der Hoffnung wenigstens einen der Beiden dort anzutreffen. Auch wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag und wenigstens Kin dort antraf so war doch noch keine Gelegenheit ihn auf das Pergament anzusprechen. der Grund war, das alle in heller Aufregung waren. Der Baumeister hatte ein paar Platten vor die Terrasse aufgestellt auf denen er diverse Musterfliesen ausgestellt hatte und nun schlugen die Wogen wieder hoch.

Zumindest schaffte ich es Kin deutlich zu machen das ich ihn unbedingt sprechen wollte, er mich zwar auch, womit wir nun schon zwei Punkte hatten aber noch war es nicht soweit, noch beherrschte die Fliesenfrage die Aufmerksamkeit aller. Als Kin dann den Baumeister zu einer Unterredung wegschleppte, befürchtete ich schon das er ihn bestechen wollte, damit es ja auch rote Fliesen werden, doch das musste ich vorläufig außer acht lassen, denn der Lederarbeiter kam vorbei und verabschiedete sich für ein paar Tage, er wollte sich ein neues Schwert besorgen. Nach dem Streit den er mit dem Schmied hatte, Kin hatte mir gestern kurz davon erzählt, verständlich.


Ich verbrachte dann die Zeit, bis Kin wieder auftauchte damit, Shani vor den einzelnen Fliesen posieren zu lassen. Grund war nicht, wie einige Kajirae mutmaßten, das ich Shani neu einfliesen lassen wollte, die steifen Dinger würden ja eh nicht an ihren Rundungen halten, sondern ich wollte einfach nur in Erfahrung bringen vor welchen Kacheln meine Sklavin optisch am besten zur Geltung kommt, denn die wären dann perfekt für das neue Bad. Oder? Mal abgesehen davon präferiere ich ja sowieso mehr die schlichte Eleganz, auch wenn einige Bürger meinten ich würde wohl eher billig meinen. Egal! Ich konnt mich heute eh nicht für eine bestimmte Fliese entscheiden.

Endlich war Kin wieder da und ich lotste ihn beiseite wo wir ungestört reden konnten. Auf meine Frage ob er wüsste wo Nila steckt bekam ich leider nur eine verneinende Antwort. Gut, dann musste es vorläufig so gehen. Ich erzählte ihm also von dem Pergament welches ich vor meiner Tür gefunden hatte. Dabei stellte sich heraus das Kin das gleiche Schreiben auch erhalten hatte und dies der Grund war warum er mit mir reden wollte. Aber nicht nur das, er war sogar schon einen Schritt weiter. Er hatte Zeugen befragt und die hatten den in dem Schreiben dargestellten Vorgang vollumfänglich bestätigt.


Nicht das ich an der Richtigkeit des Schreibens gezweifelt hätte aber etwas zu ahnen oder etwas wirklich zu wissen sind schon zwei verschiedene Paar Sandalen. Für einen Moment verstummten wir, unschlüssig wie wir weiter verfahren sollten. Wir einigten uns darauf die Sache mit Nila zu besprechen und hofften das er am nächsten Tag in der Stadt sein würde. Je nach Ausgang dieses Gespräches würde dann ein entsprechendes Verfahren in Gang gesetzt werden. Während ich dann Shani in die Spur schickte, damit ich Kin die Auslagen für die Beschaffung der Heilmittel ersetzen konnte, gingen wir zurück und ich informierte den Hauptmann über die Gründe warum Najah, außer das sie eben noch an ihrem alten Heimstein hing, nicht auf den von Jorts Fähre schwören wollte. Wir waren uns einig das, sollten das andere Neubürger auch so sehen, wir ein ernstes Problem haben.

Probleme kann man zwar nicht mit Paga wegspülen aber zumindest für eine kurze Zeit vergessen. Genau das hatten wir jetzt auch vor. Erleichternd dabei war, das Kin gerade in Spendierlaune war. Wir waren nicht die Einzigen auf der Terrasse und so ließen wir den Abend bei ein paar launigen Geschichten über Ubarasklavinnen die über Freie bestimmen wollen, sie bedrohen dürfen und dabei von Kriegern geschützt werden, ja sogar ihrer Herrschaft den Heimstein dem sie angehören sollen vorschreiben, ausklingen.

GR

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