Sonntag, 14. April 2013

Die Entscheidung

Wieder einmal hatte ich gegen meine eigenen Vorsätze vorstoßen. Wieder einmal hatte ich meine Hand über Talia gehalten und sie vor dem Collar bewahrt, egal ob es nun permanent oder temporär gewesen wäre, dabei wollte ich doch genau dieses nicht mehr tun. Warum habe ich die Sache nicht einfach laufen lassen und den Forderungen anderer Bewohnern nachgegeben? Wo mir doch Talia sowieso bei jeder Gelegenheit Knüppel zwischen die Beine wirft. Doch der Reihe nach!


Als ich mein Haus verließ hatte ich noch mal geschaut ob nicht irgendwo wieder ein Zettel am Türrahmen steckt. Da dies heute nicht der Fall war, konnte ich eigentlich auf einen ruhigen Tag hoffen aber da sollte ich mich verspekuliert haben. Zwar fand ich anfangs nur die neuen Fliesenvorschläge von Linus aber es sollte nicht lange dauern bis Kin neben mir auftauchte und mich über die neuesten Entwicklungen im Fall Talia informierte. Er hatte nämlich mit der Ärztin gesprochen um sie über den Bearbeitungsstand ihrer Beschwerde zu informieren, dabei muss es zu einem Eklat gekommen sein.


Das Gespräch war wohl etwas heftiger, ein Wort ergab das Andere und am Ende drohte die Ärztin damit Jorts zu verlassen. Genaueres erfuhr ich trotz nachfragen von Kin nicht, nur das die Ärztin was von natürlicher Ordnung gesagt haben soll die sie in Jorts nicht mehr als gegeben sah. Klasse! Sollte meine Arbeit der letzten Tage völlig umsonst gewesen sein? Ich hielt es für besser mir selber ein Bild von der Angelegenheit zu machen, wollte ich Najah doch eh noch den Entwurf ihres Arbeitsvertrages vorlegen. Ich klopfte also an die Tür des Ärztehauses und alles was ich zu hören bekam war ein ziemlich unwirsches, ich soll schon mal eintreten, das mehr als unwillig klang, sicher nicht die bestes Ausgangslage für ein ruhiges Gespräch.

Als sie dann endlich die Treppe herunter kam, sparte ich mir jegliche Diplomatie und fiel gleich mit der Tür ins Haus, schwenkte das Papier mit den Arbeitsvertrag und fragte sie ob es sich noch lohnt darüber zu reden. Erstaunlicherweise gab sie mir sofort zu verstehen das sie sich abgeregt hätte und auf den Streit mit Kin nicht gerade stolz ist und nun wohl eine Entschuldigung fällig wäre. Ich ließ es dabei bewenden und gab ihr den Entwurf des Arbeitsvertrages, den sie aufmerksam durchlas. Sehr aufmerksam sogar, sie wirkte zufrieden und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los das ich etwas wichtiges, was sich jetzt zu ihren Gunsten auswirken könnte, vergessen hatte. Doch wenn es so ist, dann war es jetzt eh zu spät.

Ich ließ Shani noch eine Kopie des Liefervertrages für Heilmittel holen und damit waren die Unterlagen soweit komplett. Die Ärztin erklärte sich mit dem Vertrag nun einverstanden und ich versprach ihr, diesen Vertrag nun der Schreiberin zum Siegeln zu geben. Jetzt hielt ich es für angebracht noch ein paar Worte zu ihrer Beschwerde zu verlieren und legte der Ärztin meine Gründe dar wie ich zu diesen Vorschlag der Strafe gekommen war. Das hing zum einen mit Talias Vergangenheit zusammen und zum anderen damit das ihr Gefährte dieses Verhalten nicht hätte zulassen dürfen, er hätte sofort eingreifen müssen. Auch betonte ich das dies die letzte Warnung, sozusagen ein Schuss vor den Bug ist, beim nächsten Mal würde sich unweigerlich das Collar schließen.


Ob ich wirklich überzeugend war weiß ich nicht, denn dieses Gespräch endete damit das Najah ihr Unverständnis äußerte wie eine hochkastige Frau sich einen derart niedrigkastigen Gefährten hingeben konnte. Vielleicht liegt an diesen Standesunterschied wirklich die Wurzel des ganzen Übels. Woher sollte auch ein Schmied wissen wie sich eine Frau von hoher Kaste zu verhalten hat. Ich verabschiedete mich und verließ die Heilerei. Ich hoffte den Schmied noch zu einem Gespräch unter Männern überreden zu können, deshalb blieb ich in der Nähe des Brunnens stehen um ihn abzupassen, sobald er von seiner Schmiede aus hoch kam. Doch vorerst hatte ich noch ein Gespräch der besonderen Art vor mir.

Shani hatte mir gerade einen Stehpaga gebracht, als mich eine unverschleierte Frau, die eine nackte Sklavin hinter sich herzerrte ansprach. Sie suchte einen von unseren Kriegern. Ich verwies sie an Kin aber meinen Gesicht muss man angesehen haben, das ich beim Anblick ihrer sinnlichen vollen Lippen etwas ganz anderes im Sinn hatte. Jedenfalls lag diese Vermutung nahe da sie sich ziemlich schnell und ziemlich einsilbig verabschiedete. Ich für meinen Teil hatte nun vom warten auf dem Schmied genug und lotste ihn aus der Menschentraube die sich zwischen Schmiede und Bäckerei gebildet hatte heraus. Auf Höhe des Sklavenhauses, weit weg von allen anderen Ohren, konnte ich ihm endlich mein Anliegen nahe bringen.

Es ging natürlich um die Beschwerde gegen Talia seine Gefährtin. Ich hatte den Eindruck das er davon noch gar nichts wusste, deshalb setzte ich ihn davon in Kenntnis, klar das er nicht begeistert wirkte. Klar auch das die Überbringer schlechter Nachrichten auch immer die Gearschten sind. Jedenfalls schien der Schmied seine Wut und seine schlechte Laune auf mich zu projizieren, dabei wollte ich ihm nur nahe legen in Zukunft besser auf seine Gefährtin aufzupassen, damit genau solche Situationen nicht wieder entstehen. Es würde ja reichen wenn sich Talia endlich ihres Standes bewusst wird und sich auch so verhält.

Keine Ahnung ob sich der Schmied angegriffen fühlte oder warum er so reagierte, jedenfalls forderte er das man seine Gefährtin auch ihres Standes entsprechen behandelt. Nur Achtung und Respekt erhält man nicht durch seinen Stand, zumindest nicht für lange, sondern dauerhaft nur wenn man sich auch so verhält und sich den Respekt erarbeitet. Es hatte an diesem Tag nicht viel Sinn das auszudiskutieren aber eine Warnung gab ich den Schmied noch mit als ich ging. "Sollte das sklavische Verhalten deiner Gefährtin allerdings daher rühren da du sie heimlich versklavt hast und sie uns die Freie nur vorspielt dann......." Das Ende ließ ich offen und ging.


Ich suchte noch einmal Kin auf. Zum Glück war heute auch sein Stellvertreter verfügbar und anwesend. Da er meine Nachricht mit einer Kopie der Beschwerde erhalten und Kin ihn schon über die Grundzüge meines Vorschlages informiert hatte, konnten wir die Beratung darüber wie wir nun verfahren wollen im wesentlichen abkürzen. Wir waren uns einig das, wenn eine Frau ihren Gefährten in aller Öffentlichkeit nach Art einer Sklavin füttert, dies nicht der Würde einer freien Frau entspricht, schon gar nicht einer von hoher Kaste. Wir waren uns auch einig das ihr Gefährte, der Schmied hätte eingreifen und seiner Gefährtin angemessen klar machen muss das sie sich unwürdig verhält und sie sich dieses Verhalten höchsten in den eigenen vier Wänden leisten kann.

Darum legten wir fest das der Schmied eine Strafzahlung in Höhe von 2 Silbertarsk an die Stadtkasse zu entrichten hat und das für Talia eine Art Unterricht organisiert wird, wo ihr das fehlende Wissen über das Verhalten einer freien Frau von hoher Kaste nahe gebracht werden soll. Da Beide, der Schmied wie auch die Schreiberin, den Schiedsspruch, wenn auch zähneknirschend, akzeptierten, war für uns Drei das Thema durch und wir werden es nicht weiterverfolgen. Jedenfalls so lange nicht wie es keine neue gravierende Verfehlungen geben wird.

GR

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