Freitag, 19. April 2013

Schockzustand

Ich schaute von meinen Papieren auf, vor meinem Fenster war es unruhig denn ein paar laute Stimmen drangen vom alten Badehaus herüber. Ein Blick auf den Stand des Zentralfeuers zeigte mir das eh die Zeit heran war Arbeit, Arbeit sein zu lassen und den Tag mit ein paar Schritten vor die Tür und bei einem Paga ausklingen zu lassen. Also schob ich meine Papiere weg, verschloss das Tintenfass und bewegte mich nach draußen. Tatsächlich traf ich zwischen Gasthaus und Badehaus auf Kin und den Baumeister. Allerdings drehte sich das Gespräch nicht erwartet um die Fliesen des Bades sondern ausnahmsweise um wehrtechnische Anlagen, die noch aus dem Topf "Saufen für den Sieg" bezahlt werden sollen.


Es ging eine Skizze herum wie das Ganze aussehen soll und ich lehnte mich entspannt zurück da ich mir nicht vorstellen konnte das so etwas allzu teuer werden kann. Trotzdem verschluckte ich mich kurz an meiner eigenen Spucke als der Baumeister den zu zahlenden Preis aufrief. Allerdings konnte ich ziemlich schnell durchschnaufen, denn es stellte sich heraus das es nur ein Umrechnungsfehler war, der, genau wie beim Kartographen damals, auf der Unkenntnis der jortschen Wechselkurse beruhte. Zum Glück konnten wir das aber schnell bereinigen und der endgültige Satz war aus den Siegtopf leicht zu bezahlen, der nun aber langsam geschlossen gehört.


Nun dachte ich, das mich nicht mehr so viel erschrecken konnte, sollte aber im weiteren Verlauf des Abends feststellen das ich mich gründlich getäuscht hatte. Denn nun kam doch das Gespräch auf das neue Badehaus. Weniger auf die Fliesen als vielmehr auf den Gesamtpreis inklusive aller Leistungen. Während ich noch immer tiefenentspannt dem Gespräch zu hörte, bemühte sich der Hauptmann den Preis aus dem Baumeister herauszukitzeln und als Calos endlich die Summe nannte passierten merkwürdige Dinge mit mir. Meine Hände zitterten, mir stand der Schweiß auf der Stirn, mir wurde schwindlig und das ich in Schnappatmung verfiel war dann die Krönung des Ganzen.

Irgendwie zog ich alle Blicke auf mich, gut ich hätte mich wahrscheinlich auch angestarrt. Schließlich hatte ich die Augen verdreht, das man nur noch das Weiße der Augäpfel sah und mit zombiehafter Stimme wiederholte ich immer wieder langgezogen den Preis. Aber keiner kümmerte sich um mich, nur Dina rief Shani zu sie solle auf ihren Herrn auf passen, die aber wohl selber in einer Art Schockstarre verfallen war. So langsam wankte ich unter den staunenden Blicken der Anderen in Richtung Hauswand wo ich krampfhaft Halt suchte, Halt den mir meine Beine nicht mehr gaben. Da mir immer noch keiner half, wankte ich weiter, um die Hausecke herum und dort blieb ich an der Pumpe hängen, die mich einfach nicht vorbei ließ.


Jetzt endlich löste sich die Schockstarre der Anderen. Während Kin irgendwas mit der Pumpe wollte und kaltem Wasser, stürzte Shani nach drinnen und hielt es für besser mir einen großen Paga zu holen. So langsam sackten mir nun wirklich die Beine weg, gelehnt an die Hauswand und gestützt an der Pumpe rutschte ich zusammen. Gerade noch rechtzeitig tauchte Shani mit den Paga wieder auf und hielt mir die Schale an die Lippen. Das scharfe Gesöff  holte mich tatsächlich ein wenig zurück ins Leben und so langsam sortierte ich meine Gliedmaßen und vor allem meine Gedanken die bis dahin nur um den Preis für das Badehaus gekreist waren.

Mit letzter Kraft schaffte ich es mich soweit vorzubeugen das ich, vor allem ohne umzufallen, meinen Kopf unter den Hahn der Pumpe bekam. Unter lauten Anfeuerungsrufen des Hauptmanns jagte mir dann Shani dann den  einen oder anderen Schwall eiskalten Wassers über den Kopf. Mit triefend nassen Haaren lehnte ich dann wieder an der Wand, während Shani sich bemühte diese, also die Haare, nicht die Wand, mit einem Reptuch halbwegs trocken zu bekommen. Mein Atem ging noch immer schwer und auch wenn ich es nun schaffte mit Hilfe der Wand aufrecht zu stehen, so war an laufen noch lange nicht zu denken. Darum ließ ich mich gestützt auf Shani und mit tatkräftiger Unterstützung des Hauptmannes auf die Terrasse bringen wo man mich auf meinem Kissen drapierte.


Zur Aufmunterung bekam ich noch einen weiteren Paga, den ich aber mit meinen zittrigen Händen nicht in der Lage war zu halten und den mir Shani wie einen Kleinkind einflößen musste. Zwischendurch stammelte ich immer wieder den genannten Preis vor mich hin, ich konnte es einfach nicht fassen. Das am Tisch noch ein weiterer Händler saß, das Kin sich dazu gesellte, später auch noch der Baumeister, das man über Finanzierungsmöglichkeiten sprach und wie man Preise drückt, das alles bekam ich nur wie durch Watte mit. Obwohl ich den den dritten Paga dann schon selber trinken konnte änderte sich nicht viel an meiner Aufnahmefähigkeit, zumindest so lange es etwas anderes als Getränke betraf. Es war als hätte man mich in eine riesengroße Wolke gehüllt, sicher einen Schutzreaktion meines Körpers.

Den einzigen klaren Gedanken den ich fassen konnte war der, ich muss hier raus, nach Haus! Ich drückte mich langsam hoch und schob meinen Körper schwankend zur Hintertür. Ob nun durch den vielen Alkohol oder immer noch bedingt durch den Schock, war dann auch egal.

GR

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