Samstag, 11. Mai 2013

Weiterbildungskurse und Anheuerungsversuche

Nur gut das ich den meisten Schreibkram schon am Vortage geschafft hatte, denn kaum hatte ich mich hingesetzt und die Feder mit ein par Tropfen Tinte befeuchtet klopfte es auch schon an der Tür. Ich schickte Shani nach unten damit sie nachschaut und hoffte das es nichts wichtiges ist. Vielleicht irgendein Hausierer oder bloß ein Bote, so was jedenfalls wäre mir ganz recht gewesen. Es sollte aber anders kommen. Nach einem kurzen Wortwechsel kam Shani wieder hoch und richtete mir aus, das die Musikerin mich sprechen wollte. Die Musikerin? Ja gut, ich hatte keine Ahnung was sie von mir wollen könnte aber das, so war ich der festen Überzeugung, würde sie mir ja gleich selber sagen.

Deshalb ließ ich sie auch nicht unnötig lange warten und ging nach unten. Shani hatte ihr schon einen Platz angeboten und vor sich auf dem Tisch hatte sie zwei Bücher liegen. Nachdem ich sie freundlich begrüsst hatte setzte ich mich zu ihr und hörte mir an wie ich ihr helfen kann. Bevor sie jedoch darauf zu sprechen kam, bat sie mich um Stillschweigen über das was wir gleich bereden würden. Etwas was mir leicht fallen sollte, bin ich doch kein Waschweib deren Worte schneller fließen als die trägen Fluten des Vosk. Nach dieser Einleitung befürchtete ich, wenn schon nichts besorgniserregendes so doch wenigstens eine spannende Geschichte und wurde dann doch dezent enttäuscht.


Gut ihr Vorhaben ehrte sie, wollte sie doch ihren Gefährten damit überraschen und bat deshalb um Stillschweigen aber etwas aufregender hätte es schon sein dürfen. So ging es nun darum das die Musikerin lesen und schreiben lernt. Dafür hatte sie mich auserkoren. Sie hatte sich bei Talia schon zwei Bücher ausgeliehen die sich als Lehrbücher eignen sollten. Ein wenig blätterte ich darim und schaute sie mir an. Shani hatte uns in der Zwischenzeit mit Getränken versorgt und so ließ es sich gleich viel besser reden. Ich selber hielt mich für keinen guten Lehrmeister, war ich doch selber oft genug aufbrausend und ungeduldig. Nyn meinte zwar das wäre sie von Linus so gewohnt und damit könne sie umgehen aber ich bot ihr trotzdem an sich von Shani unterrichten zu lassen, zumal es auch nicht wirklich gut aussieht wenn sie sich regelmäßig mit mir trifft und der Grund dafür geheim bleiben muss. Es jedesmal als Einkauf zu tarnen wäre ja nun auch keine gute Idee.

Sie erklärte sich unter diesen Gesichtspunkten damit einverstanden, war es doch deutlich einfacher zu erklären warum sie mehrmals die Hand mit einer Sklavin zusammenhängt, als das sie regelmäßig Männerbesuch hat. Was ja nicht ausschließt das ich ab und zu ihre Fortschritte überprüfe. Jetzt kamen wir zu der alles entscheidenden Frage, nämlich der was sie mir schuldig ist. Und da bestand ich, wie so oft in letzter Zeit auf einer Gefälligkeit. Ich bot ihr also an das sie die Arbeitsleistung von Shani für diesen Zweck kostenlos nutzen kann und sie mir dafür demnächst einen Gefallen schuldet, welcher Art auch immer. Allerdings versicherte ich ihr das es nichts ehrenrühriges sein wird.

Nach einer kurzen Denkpause erklärte sie sich damit einverstanden und verabschiedete sich von mir. Der Unterricht sollte beginnen sobald sie ihre Reise nach Turmus beendet hat, die sie morgen, zusammen mit ihren Gefährten, antreten wollte. Lächelnd schaute ich ihr nach als sie mein Haus verließ, den Gefallen den ich von ihr abfordern würde hatte ich schon im Hinterkopf. Lust zu arbeiten hatte ich nun aber auch keine mehr und machte mich auf den Weg zum Gasthaus, vielleicht ergab sich ja die Gelegenheit heute schon mit unseren zweiten Krieger zu reden. Doch diese Hoffnung sollte sich zerschlagen, denn außer ihm waren auch noch reichlich andere Leute auf der Terrasse und bevor ich den Krieger von dort weglotsen konnte betrat eine fremde Ärztin das Gasthaus.


Na gut ganz so fremd war sie mir nicht, ich war mir sicher das ich sie schon einmal irgendwo gesehen hatte. Und mein Gefühl sollte mich nicht täuschen, sie war ursprünglich aus Turmus und auf der Durchreise, sie überlegte ob sie nach Ar weiterreisen wollte, doch als sie hörte das die grüne Kaste in Jorts Fähre mehr als unterrepräsentiert war schloss sie es zumindest nicht völlig aus das sie vielleicht bei uns bleibt. Nachdem sie sich etwas gestärkt hatte, bot ich ihr an das ich ihr die Räumlichkeiten der Praxis und die Wohnräume für eine Ärztin zeige. Obwohl sie immer noch ziemlich unentschlossen wirkte, schien die Neugierde doch größer zu sein als ihre Skepsis und so bat ich sie mir in das Haus der grünen Kaste zu folgen.

Mit der Ausstattung der Praxisräume war sie mehr als zufrieden, zumindest wenn man ihren Worten Glauben schenken darf. Was sie allerdings viel mehr interessierte war die Tatsache wie das Klima hier in Jorts Fähre ist. Gut die salzige Brise aus Richtung der Thassa, die in Turmus sicher das eine oder andere Mal zu spüren sein wird, die konnten wir ihr hier nicht bieten, auch werden die Winter bei uns ein wenig strenger sein, liegt Jorts doch ein wenig nördlicher als Turmus aber Thorvaldsland waren wir deswegen noch lange nicht und wenn sie das Wetter in Ar erträglich fand, schließlich war Ar nur gut 50 Pasang von uns weg, so würde sie sicher auch in Jorts Fähre überleben, sagte ich ihr.


Ich merkte schon, so richtig überzeugend war ich heute wohl nicht, deshalb bot ich ihr an sich ein Zimmer auf Stadtkosten zu nehmen und im Gegenzug bei uns ein paar Tage zu praktizieren um sich selber ein Bild von unserer Stadt und ihren Bewohnern zu machen. Doch heute war nicht der Tag der Entscheidungsfreude bei dieser Ärztin, denn sie bat sich, selbst dafür, ein wenig Bedenkzeit aus und wollte die Angelegenheit überschlafen. Damit dies besonders gut gelingt gab ich ihr Shani mit damit sie ihr im Gasthaus ein freies Zimmer zuweist.

GR

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