Freitag, 12. Juli 2013

Die Treffen

Es war so weit! Die Zusagen für die anberaumten Treffen waren schon vor einigen Tagen eingegangen, die Eskorten waren unterwegs und die Verhandlungsorte vorbereitet. Was blieb war, mich in eine meiner besseren Tuniken zu werfen und auf meine Gesprächspartnerin zu warten. Langsam bewegte ich mich in Richtung des Marktplatzes, ein bisschen frische Luft und etwas Ablenkung im Vorfeld würden mir gut tun. Ich unterhielt mich mit einem Krieger und die Sängerinnen baten noch um letzte Informationen zu ihren Auftritt, dann musste ich auch schon los.


Ich war Gastgeber des Treffens welches im Ratssaal stattfinden sollte, die Problematik war, das noch ein zweites Treffen bei Tharkan auf dem Landsitz stattfand und wir keinerlei Informationen über den dortigen Verlauf haben werden, ein Problem mit dem umgekehrt allerdings auch Tharkan zu kämpfen hatte. Trotzdem glaubte ich das wir am Ende zu einem Ergebnis kommen werden was den Interessen der jortschen Politik dienlich sein würde. Ich postierte mich also vor dem Haus der Schreiber und wartete, die Flagge Belnends war aufgezogen, nur wenige Meter abseits standen die Sängerinnen und oben im Ratssaal standen die Getränke parat, es war alles vorbereitet.

Nervös schaute ich den Weg zur Fähre hinunter, man konnte lautes Stimmengewirr vernehmen und durch die Bäume hindurch sah man das sich eine größere Gruppe von Menschen den Weg zur Stadt hinauf bewegte. Als sie näher kamen und ich sah das es die Delegation aus Belnend war, wollte ich schon zu meiner Begrüßungsrede ansetzen, als ich mit Entsetzen bemerkte das ich das gesamte Protokoll für den Abend über den Haufen werfen konnte. Die Diplomatin Belnends, eine ihrer Begleiterinnen und Kin war nicht nur tropf- nein sie waren klatschnass, so als wenn man sie geradewegs aus Vosk gezogen hatte. Bis ich erfuhr das es auch tatsächlich so war dauerte es nur noch wenige Ihn.


Schlechter konnte das Treffen nicht beginnen. Ich riss die Tür zum Schreiberhaus auf und bot der Diplomatin die Gelegenheit sich trocken zu legen, Nyn holte eine ihrer Roben, Shani besorgte irgendwo her heißen Tee und die Frauen aus Belnend kümmerten sich aufopferungsvoll um Nici, während wir Männer draußen warteten das die Diplomatin wieder in einen herzeigbaren Zustand war. Jetzt war es an der Zeit in Erfahrung zu bringen was überhaupt passiert war. Anscheinend war nicht Jort selber auf der Fähre gewesen sondern nur ein Aushifsfährmann, der die Fähre schon wieder ablegen ließ als die Letzten noch beim Verlassen der Selbigen waren. Dadurch fiel die Diplomatin in den Vosk und der Rest durchnässte sich dann bei der folgenden Rettungsaktion.

Ganz Klasse, wenn dadurch mal nicht der Erfolg der Verhandlungen in Gänze gefährdet ist! Ich atmete tief durch und wartete ab. Ewig lange Ehns später trat die Diplomatin, trockengelegt und in frischer Robe wieder vor die Tür. Jetzt war es an der Zeit zu retten was noch zu retten ist. Ich setzte also alles auf Anfang und begann nochmal mit der Begrüßung in die ich jetzt auch noch eine Entschuldigung einflocht, dann gab ich den Sängerinnen ein Zeichen das sie mit ihren Auftritt beginnen sollten. Ich war selber gespannt was sie vortragen würden, war doch im Vorfeld keine Zeit gewesen da genauere Absprachen zu treffen.


Doch die beiden Frauen schienen mit ihren Duett genau die Seele der Diplomatin zu erreichen, ergriffen lauschte sie dem Gesang, unter der Flagge Belnend stehend die Hand auf der Brust. Die Idee die Diplomatin mit Gesang zu empfangen war zwar nicht von mir gewesen aber sie war jetzt trotzdem Gold wert, schien die Musik doch alle Unbill der bisher geschehen war vergessen zu lassen und hob die Erfolgsaussichten der angedachten Verhandlungen wieder deutlich an. Ich bat nun die Diplomatin in den Ratssaal, Kin postierte noch einen Krieger an der Treppe zu selbigen und folgte ebenfalls nach oben.

Während Shani sich um unser leibliches Wohl kümmerte, raunte Kin mir noch die neuesten Informationen die uns aus Lydius erreicht hatten zu und dann begannen wir. Kin überließ mir das Wort und so führte ich das Gespräch mit der Diplomatin. Zunächst galt es in Erfahrung zu bringen wie sich Belnend zu dem Konflikt im Delta positioniert ohne selber allzu viel von den eigenen Absichten zu verraten. Da sich herausstellte das Belnend scheinbar selber gar nicht so gut informiert war gab ich eine kurze Übersicht unserer Erkenntnisse, Cos, Kanalbau, Lydius usw, bekannt. Nici zeigte sich wirklich überrascht und legte uns dar das in Belnend davon so gut wie gar nichts bekannt wäre, sie sich aber schleunigst selber ein Bild von den Geschehnissen machen will.


Natürlich wollte auch sie wissen wie sich Jorts Fähre in diesem Konflikt verhalten würde. Ich antwortete nur ausweichend gab ihr aber noch ein paar weitere Informationen mit auf den Weg, die ihr bei ihrer Entscheidungsfindung helfen sollten und auch unsere Position etwas deutlicher werden ließen. An dieser Stelle hätte ich sonstwas dafür gegeben wenn ich gewusst hätte wie das andere Treffen abläuft, doch das blieb mir versagt. Also blieb ich bei meinen vagen Aussagen. Trotzdem kamen wir am Schluss zu einer Übereinkunft die für uns Jorter die Hoffnung keimen lässt das wir unsere politischen Ziele durchsetzen können.

Wir verabschiedeten Nici mit allem Respekt und ich hoffte das sie wenigstens trockenen Fußes zu Hause ankommt um den Verhandlungserfolg nicht im nachhinein doch noch zu gefährden. Unsere Krieger eskortierten sie heim und Alja ließ mich bei ihrer Abreise noch wissen, das sie demnächst eine weitere Lieferung an Arznei und Heilmitteln nach Jorts bringen wird. Ich nahm das zur Kenntnis, war es doch nichts ungewöhnliches, doch dann schoss mir etwas durch den Kopf. Was wenn sie die ganze Zeit im Erdgeschoss gelauscht hatte? Doch ich winkte gedanklich ab, was sollte sie schon groß gehört haben?


Mit diesen Gedanken machte ich mich auf den Weg zur Herberge. Ein Paga zum Abschluss des Tages würde mir noch gut und ein paar ablenkende Gespräche mit den anderen Bewohner von Jorts das ihrige dazu tun.

GR

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