Sonntag, 27. April 2014

Alles in Butter?

Wir hatten die letzten Tage genutzt um wieder Ruhe in die Stadt zu bringen, insbesondere die Differenzen in der roten Kaste waren wohl ausgeräumt wie Kin mir versicherte, den ich auf dem Marktplatz traf. Das war auch nötig, vor allem wenn man die derzeitige Bedrohungslage im Hinterkopf hatte. Nicht umsonst hatte ich die Konsequenzen die ich aus den Vorfällen der letzten Tage ziehen wollte, mir aufgehoben  für die Zeit wenn Jorts Fähre wieder in einem ruhigeren Fahrwasser ist. Und wer weiß, vielleicht sind die Dinge bis dahin auch weitestgehend ausgeräumt, mit ein bisschen Abstand sieht man so etwas eh immer ein wenig anders.


Unter diesen Voraussetzungen schien es also als ob das aufregendste was heute passierte die Tatsache war, das einer der Krieger eine neue Kajira hatte. Zumindest bis zu jenem Zeitpunkt wo die chronisch übermüdete Baumeisterin aus ihrem Sekundenschlaf aufwachte und laut "Baupläne!" schreiend in Richtung Vosk lief. Die anwesenden Krieger wie auch ich schauten ihr verwundert nach, doch lange hatten wir keine Zeit verwundert zu tun, denn kurze Zeit später waren Hilferufe mit weiblicher Stimme zu hören. Die Krieger liefen sofort in die Richtung in die die Baumeisterin verschwunden war und auch ich löste mich aus meiner Schockstarre und folgte ihnen.


Im Hafen hörte man, dass man den Rufen schon ganz nah war, wo sich genau die Baumeisterin aber aufhielt war zunächst nicht festzustellen. Die Krieger fanden sie schließlich im verschlammten Außenbereich des Hafenbeckens und zogen sie mit vereinten Kräften heraus. Allerdings floh diese sofort, vermutlich wollte sie in diesem nassen Aufzug nicht länger unter Männern sein. Das Einzige was man noch tun konnte war ihr eine Kajira nachzuschicken die ihr half, und genau das tat Jarcath. Blieb nur noch das Problem welches Bal hatte, zumindest machte er eins draus, denn er hatte sich beim Bergen der Baumeisterin besonders eingesaut  und sich von oben bis unten mit Schlamm beschmiert.


Da er keine Sklavin hatte wollte er sich nun unbedingt meine ausleihen. Dies aber verweigerte ich, denn in genau jenem Moment setzte die Sängerin mit der Fähre über. Was jetzt noch nicht so schlimm ist aber es gab Schwierigkeiten mit ihrer Mietzahlung und ich brauchte Shani für den Schreibkram. Als Dank wischte Bal nun seine schlammigen Finger auf meine Tunika ab, was sich besonders gut macht wenn man wie ich sehr oft weiße Kleidung trägt. Wutentbrannt stieß ich ihn weg und sagte noch wütend zu Kin: "Soweit zu dem Thema, in der roten Kaste ist alles in Ordnung!" Dann griff ich mir Sam und verschwand mit ihr ins Kastenhaus.


Das Problem war nicht das sie keine Miete zahlte, das Problem war das es nicht zu ihr durchgedrungen war, dass wir das System der Mietzahlungen geändert hatten. Nun war es mit ihre Lesekünsten auch nicht weit her, so dass sie Aushänge wahrscheinlich weitestgehend ignorierte aber nun hatte ich sie ja hier und zeigte ihr wo sie ab sofort ihre Miete hinterlegen kann. Auch wenn es etwas kontraproduktiv war das diese kleine Person in das am höchsten gelegene Fach einzahlen musste, so war dieses Problem doch damit gelöst. Die kleine Sängerin verabschiedete sich, sie wollte noch zum Training. Bogenschießen war die Disziplin ihrer Wahl.

Nein, nein, Jorts soll nicht in Zukunft von Frauen verteidigt werden, das schaffen unsere Krieger schon noch allein, der Jagdbogen war es, der es ihr angetan hatte, denn schon bald sollte die Tabukjagd für die freien Frauen von Jorts Fähre stattfinden. Für mich war dies die Gelegenheit endlich nach Hause zu kommen und die verschmierte Tunika gegen eine Saubere zu tauschen. Wie so oft wenn Shani mir beim Umkleiden half, konnte ich nicht meine Finger von ihr lassen, vor allem nicht nur meine Finger. Gerade in jenem Moment brüllte Kin auf meinem Hof stehend etwas zu mir hoch. Kurz ließ ich Shani noch mal fallen, riss das Fenster auf und schrie ihm ein "Mach ich!" entgegen.

GR

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