Dienstag, 6. Mai 2014

Aufregung

Die Unruhe blieb in der Stadt, kein Wunder wenn alle Einwohner aus beiden Stadtteilen hinter den engen Mauern der Oberstadt zusammen leben müssen. Mich hielt es heute auch nicht lange drinnen und ich ging nach draußen. Langsam lief ich durch die Oberstadt um die vorherschende Stimmung aufzunehmen. Wie nicht anders zu erwarten war sie, wie immer wenn Menschen auf engsten Raum und unter Bedrohung sich zusammen raufen müssen, ziemlich gereizt. Kein gutes Omen für die heute anstehende Bürgerversammlung die eigentlich unter ganz anderen Vorzeichen geplant gewesen war. Der Rat wollte die Bewohner über die Bedrohungslage von Jorts Fähre informieren, doch als wir diesen Termin festgelegt hatten, konnten wir nicht ahnen das uns die Ereignisse überrollen sollten.


Ich hatte genug mitbekommen und lenkte meine Schritte zum Ratssaal wo schon die ersten Bürger der Stadt warteten. Die Aufregung war groß, viele verstanden nicht wie man, wenn man einen Angriff erwartet noch solche eine Versammlung abhalten kann. Jedoch waren alle Krieger, die nicht gerade wachfrei hatten, auf ihren Posten und so blieb es dabei das wir den Bewohnern reinen Wein einschenken wollten. Langsam rückte die angesetzte Zeit näher, die Ersten waren schon im Ratssaal und auch ich ging hinein und suchte mir eine Position wo ich gut zu sehen und zu hören sein sollte. Als der Saal sich gefüllt hatte begann ich mit einer kurzen einführenden Rede wo ich auch um Verständnis dafür warb das wir die Informationen so lange zurück gehalten hatten.

Dann begann ich zu der aktuellen Lage von Jorts Fähre zu sprechen, erwähnte das Herlit sich nach deren Ansicht mit uns im Krieg befand und wir entsprechend reagiert hatten. Ich sprach von den Gerüchten um einen möglichen Nord-Süd Konflikt, wo man auch behauptete das Jorts Fähre eine der treibende Kräfte wäre und nicht zuletzt sprach ich auch davon das wir Informationen aus Hrafnar hatten wonach ein Verbund von 6 Waldweiberstämmen gegen Jorts ziehen will. Gerade das und der Hinweis das dies der Grund ist für die Vorsichtsmaßnahmen, löste einiges an Gelächter aus aber zum einen wusste keiner wie viele Mitglieder die einzelnen Banden haben und zum anderen können wir in der Unterstadt einfach nicht den Schutz des Einzelnen gewährleisten.


Ich ließ trotzdem meine Worte erst wirken bevor ich weiter sprach, das heißt, genaugenommen kam ich nicht mehr dazu, denn unser Sattler meldete sich zu Wort und hatte einige Fragen. Ich hörte ihm zu und versuchte auch seine Fragen zu beantworten und sein Bedenken ernst zu nehmen. Doch auch einer der Krieger aus dem Rat hatte das Wort ergriffen und versuchte die Position des Rates in knappen, kurzen Sätzen darzulegen, dabei kam es wohl zu einem Missverständnis und in der Folge auch zu einem Eklat als der Sattler aufgebracht den Ratssaal verließ ohne mir die Chance zu geben seine Fragen ausführlicher zu beantworten.

Damit war allerdings auch das Eis gebrochen und weitere Bürger meldeten sich zu Wort, wir versuchten so gut es ging auf den Fragen, Bedenken und Sorgen der Bürger und Heimsteinangehörigen einzugehen und ein weiteres Eklat zu verhindern. Als die Baumeisterin dann zum Ende hin darum bat auf den Heinmstein zu schwören war dies ein versöhnlicher Schluss und zeigte dass unsere Bürger auch in der Gefahr zusammenhalten und durch diese noch stärker zusammengeschweißt werden. Jetzt löste sich die Versammlung langsam auf und ich bat die erste Schreiberin im Saal zu bleiben da ich mit ihr noch sprechen wollte. Ein kurzes Gespräch hatte ich noch mit des Sklavenhändlerin zum Thema Informationspolitik wo ich ihr versicherte das auch die Ratsangehörigen lernfähig sind, dann bat ich Cam mir zum Tisch zu folgen.


Was jetzt folgte, so hatte ich die Befürchtung, wird fast noch unangenehmer werden als es die Bürgerversammlung je hätte sein können. Doch zum Glück sollte ich mich getäuscht haben. Das Gespräch mit der ersten Schreiberin wurde recht sachlich geführt, zwar vertrat sie vehement ihre Position und auch ihre Aufregung konnte ich zu einem Gutteil nachvollziehen, jedoch blieb der Ton auf einem Level der eine Annäherung der Positionen möglich machte. Es ging wie gesagt um das Ultimatum für Herlit welches aus verschiedenen Gründen nicht rechtzeitig in schriftlicher Form vorlag und auch noch um einige andere Dinge wie dass es wohl Krieger gab die ihr als erster Schreiberin nicht den nötigen Respekt entgegen brachten.

Beides keine schönen Sachen. In der Frage des Ultimatums versuchte ich zu vermitteln und ich denke das wir da zu einer guten Einigung gekommen sind, in der Respektfrage konnte ich ihr weniger helfen und musste mich auf gute Ratschläge beschränken, versprach ihr aber auch in dieser Angelegenheit mit dem Hauptmann zu sprechen. Unser Gespräch mussten wir dann ziemlich abrupt beenden da es scheinbar noch mehr Leute mit Klärungsbedarf gab. Auf mich wartete Bal und auch vor Cams Büro standen schon zwei Krieger die mit ihr sprechen wollten. Ich verabschiedete mich also von der ersten Schreiberin und ging auf Bal zu.


Er informierte mich darüber dass wir Nachricht aus Belnend erhalten hatten dass die Stadt, als deren Krieger bei uns aushalfen, auch von Panthern überfallen wurden war. Kein großes Drama aber es gab einige Brandschäden und man brauchte Holz um diese auszubessern. Wer wenn nicht wir weiß es besser was es bedeutet unkomplizierte Hilfe zu bekommen wenn man sie am meisten braucht? Deshalb sagte ich zu das ich so bald die Lage es zulässt ein Schiff mit einer Holzladung voskabwärts nach Belnend schicken werde. Noch waren die Tore ja verrammelt und ich würde mich schwer tun eine Schiffsladung zusammen zustellen.

Bal ging und gab die Türe dem nächsten Krieger in die Hand. Athimos war es, er unterrichte mich das die Einspruchsfrist für seinen Heimsteinschwur schon lange abgelaufen wäre und er endlich seinem Eid ablegen will. Ich bat ihn sich bis morgen zu gedulden, in der Hoffnung einen gemeinsamen Termin mit der Baumeisterin zu finden. Er war damit einverstanden und ging wieder. Gerade als ich auch den Ratssaal verlassen wollte kniete sich Kins Sklavin mir in den Weg. Da sie mir versicherte das sie weder schwören wollte, noch Holz brauchte und sich auch nicht über nicht rechtzeitig fertig gewordenen Schriftstücke beschweren wollte, durfte sie reden.

Was sie mir ausrichteten sollte überraschte mich ein wenig und sorgte dafür das ich morgen einen dichten Terminplan haben werde. Die Nachricht war nämlich: "Der Belagerungszustand ist aufgehoben, die Information aus Hrafnar über den Angriff war falsch!"

GR

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