Dienstag, 24. März 2015

Der nächste Versuch

Den ersten Tag mit Shani als freie Frau hatte ich überlebt, allerdings werde ich mich wohl nicht so schnell daran gewöhnen frühs aufzuwachen und Niemanden im Haus zu haben der mich umsorgt. Doch dieses Problem sollte sich lösen lassen, bis es soweit war musste ich allerdings zusehen wie ich alleine klar kam. Da nun alles etwas länger dauerte hatte ich auch genug Zeit zum Nachdenken und ließ den gestrigen Tag nochmal Revue passieren. Es zeigte sich das es bisher deutlich unkomplizierter war Shani in ein Leben als Freie einzuführen, was aber auch daran liegen konnte, dass wir bisher nur mit Angehörigen niederer Kasten gesprochen hatten und die das vielleicht noch eher akzeptieren. Was passiert wenn der erste Krieger davon Wind bekommt wollte ich mir jetzt noch nicht vorstellen.


Ich verließ mein Haus um Shani aufzusuchen, ihr neuer Status musste weiter bekannt gemacht werden und sie musste noch jede Menge für ihr neues Leben als freie Frau lernen. Dass ich sie auf dem Baum liegend fand, auf dem sie früher als Sklavin schon oft den Tag vertrödelt hatte, passte dabei sogar nicht in das Bild welches ich von einer freien Frau hatte. Darum war das Erste was ich tat sie von diesem Ast herunterzuscheuchen. Shani fand das zwar nicht so toll aber zu ihrem neuen Leben gehörte eben auch das sie sich einige Dinge verkneifen musste, darunter fällt auch mit gerafften Röcken auf einen Baum zu sitzen. Dabei ist es dann auch egal wie dick die Unterhose ist und wie viel Lagen Unterröcke sie trägt.

Das Leben ist halt keine Kaiilahof! Was sie dann rettete, vor allem weil es meine Laune aufbesserte war, dass sie nun endlich Schuhe trug. Wenn sie es nun noch endlich schaffen würde ihre Haare in den Griff zu bekommen war schon viel gewonnen, zumindest was ihr Aussehen betrifft. Für den Moment war nun aber genug kritisiert und da, entgegen aller Absprachen, die Schneiderin doch keine Zeit für Shani hatte, ging es wieder in die Unterstadt um meine ehemalige Sklavin weiter in die Gesellschaft von Jorts Fähre einzuführen. Da auch heute der Marktplatz ziemlich verwaist und die Werkstätten nicht besetzt waren, steuerten wir gleich das Gasthaus an, in der Hoffnung dort noch auf den einen oder anderen zu treffen.

Jedoch war auch die Terrasse verdammt leer, selbst die Wirtin war heute nicht aufzutreiben so das Shani mir ihren ersten Paga als freie Frau servieren konnte. Ich bekam gerade die Schale in die Hand gedrückt als sich am Eingang der Herberge was tat. Es war Lucius mit seiner Sklavin, der auch gleich interessiert fragte wer die Frau an meiner Seite sei. Mich wunderte zwar dass ihm Dina das noch nicht gesteckt hatte, stellte ihm dann aber trotzdem Shani als freie Frau auf dem Weg zur Händlerin vor. Es dauerte eine Weile bis sich Lucius zwischen Staunen, Verärgerung und schallenden Lachen entschieden hatte.


Ich wartete in Ruhe ab bis er sich endlich beruhigt hatte und konnte mir dann die üblichen Plattheiten anhören ala eine Sklavin lässt man nicht frei und sie sei ja nun nicht mehr als eine Urt. Die übliche, viel zu kurze Denkweise eines Kriegers, die nicht über den Horizont der Reichweite seines Gladius hinausreicht. Gut, ganz so deutlich drückte ich mich dann doch nicht aus aber mit einer Engelsgeduld versuchte ich ihm zu erklären das ein Händler seinen Gewinn im Vordergrund sieht und wenn eine Frau ihm als Freie mehr nutzt, er die Sklavin auch schon mal frei lässt. Und überhaupt sind Sklaven austauschbar und für wenig Geld zu bekommen, einen Geschäftspartner, dem man vertrauen kann, findet man dagegen nicht so einfach.

Ich hatte nicht wirklich erwartet das er meine Argumente im ersten Anlauf nachvollziehen kann, konnte er auch nicht, viel lieber drohte er mir unterschwellig das er Shani ja jederzeit mit seinem Schwert wieder in den Stand einer Sklavin befördern kann. Erst als ich ihn darauf hinwies, dass er damit gegen die Gesetze dieser Stadt verstößt auf deren Heimstein er geschworen hat, beruhigte sich die Situation etwas mehr und ich konnte versuchen meine Intentionen etwas genauer darzulegen. Immerhin war es so das ich für mehrere Wochen, vielleicht sogar für einen ganzen Markt nicht in Jorts Fähre weilen werde können, in dieser Zeit aber meine Geschäfte, außer dem Ratssitz natürlich weiter geführt werden müssen und die Person die dies tun sollte war Shani.

In seiner Aufregung hörte Lucius nicht richtig zu und polterte gleich wieder los. Kein Heimstein, keine Kaste und eine Frau zu sein, das wären gleich drei Gründe die dagegen sprechen das Shani für mich im Rat sitzt. Grundsätzlich hatte er Recht aber wie gesagt, den Ratssitz hatte ich von der Vertretung durch Shani grundsätzlich ausgeschlossen, was ich ihm nochmal deutlich machte. So langsam drang das wohl nun auch zu Lucius durch und die Aussage das ich, wenn ich für mehrere Hand nicht in der Stadt bin, jemanden brauche der meine Geschäfte fortführt, war wohl auch für ihn nachvollziehbar, so das sich die Spannung zwischen uns beiden so nach und nach in Wohlgefallen auflöste.


Da Lucius dann seinen Rundgang fortsetzen wollte oder musste, blieb mir nicht mehr viel anderes übrig als mich wieder auf mein Kissen zu setzen und mich meinen Paga zu widmen.

GR

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