Montag, 19. Dezember 2011

Händlermangel

Nach den Feierlichkeiten in Belnend habe ich wie so oft zum Handende einen Zwischenstopp in Jorts Fähre gemacht und ein bisschen Kraft gedankt um fit zu sein für die nächste Reise. Während Tehis noch im Haus beschäftigt war, schaute ich mich draußen um. Ganz ungefährlich war das heute nicht, die Krieger trainierten und in ihrem Eifer trugen sie ihre Übungsgefechte auch mal bis zum Marktplatz. Es gelang mir aber auszuweichen und einen halbwegs sicheren Beobachtungsplatz am Rande des Trainingsgeländes einzunehmen. Einer der Ersten der sein Training beendete war der Hauptmann, das kam mir zu passe da ich sowieso noch ein paar Fragen an ihn hatte. Zum Beispiel interessierte mich wer denn der erste Händler in Jorts Fähre ist. Es konnte ja sein das er sich am Handende immer auf seinem Landsitz herumtreibt und ich ihn deshalb noch nicht angetroffen hatte. Ich hielt es zumindest für eine Frage der Höflichkeit mich beim hiesigen Kastenführer vorzustellen, wenn ich mir hier schon eine Zweigstelle eingerichtet hatte.


Doch es war alles ganz anders. Es gibt zur Zeit keine funktionierende Händlerkaste in Jorts Fähre und demzufolge natürlich auch keinen ersten Händler. Nicht mal einen Sklavenhändler gab es. Niemanden den man auch nur annähernd mit meiner Kaste in Verbindung bringen konnte. In der Zwischenzeit war das Training der Krieger beendet und ich hatte das erste Schwert von Jorts an der Backe, nein nicht das aus Metall, sondern den Krieger der das Schwert hier am besten zu führen verstand. Er hielt mich für einen Fremden, gut das war nicht so ganz falsch, und für einen Wissenden. Deshalb glaube ich, ich sollte etwas von meiner Bescheidenheit ablegen und deutlich mehr Gold an meiner Tunika tragen. Da ich aber keinen kahlgeschorenen Schädel hatte konnte ich ihm trotzdem relativ einfach klar machen das ich ein Händler bin.

Nun wollte er aber auch wissen mit was ich Handel treibe, also beschrieb ich ihm grob mit was ich meinem Lebensunterhalt bestreite. Die Antwort: "Diejenigen die mir Geld schulden, denen ich Geld schulde, leben nicht mehr." war die Standardaussage aller Krieger mit denen ich über meinen Beruf sprach. Ich hörte da schon gar nicht mehr hin, denn wenn es tatsächlich so wäre, wäre Gor schon längst ausgestorben oder einem Krieger würde niemand mehr etwas leihen. Natürlich drückte ich mit etwas diplomatischer aus und sprach von einem Schwert das nicht überall hinreichen kann, so das man mitunter auf die Dienste anderer angewiesen ist. In diesem Gespräch stellte sich heraus das dieser Krieger nebenberuflich Paga brennt und Ale braut und damit auch einen kleinen Handel aufgezogen hat und was mich noch viel mehr interessierte war, er auch noch ausstehende Lieferungen an einen Ort namens Rarn hatte. Im Geiste hatte ich mir dazu schon ein paar Gedanken gemacht, doch jetzt verlangte es mich auch nach einem Paga und etwas zu Essen.


Tehis war mit ihren Arbeiten im Haus auch fertig und so nahm ich sie mit, sollte sie sich doch gleich einweisen lassen um im "Drunken Tarn" auch mal aushelfen zu können. Nach einigen hin und her gab es dann auch tatsächlich was zu essen, zwar nur das was es immer gibt, kalter Braten mit irgendwas, aber besser als nichts. Notfalls konnte man ja immer noch mit ausreichend Paga nachspülen. Das Training schien alle ziemlich mitgenommen zu haben, denn das Gasthaus leerte sich dann ziemlich schnell. Auf dem Rückweg zu meinem Haus,  ich weiß gar nicht wie wir drauf gekommen sind, sprach ich noch mit dem Kommandanten über seinen Sleen und er bot mir an das dieser von Tehis eine Geruchsprobe nehmen könnte, so wie sie es hier mit allen Kajirae machen, damit sie, falls sie mir mal abhanden kommt, schneller wieder gefunden wird. Das Tier wäre auf die Kajiraesuche spezialisiert, hätte bisher auch alle gefunden und nur ganz wenige gefressen, ich hätte also gute Chancen sie wieder zu bekommen falls Tehistatsächlich mal fliehen sollte.

Erst wollte ich ablehnen, war ich doch der Meinung das, sollte es not tun, sich schon ein Fetzen finden würde den Tehis mal am Körper getragen hatte, damit der Sleen ihre Spur aufnehmen kann, als der Hauptmann aber sagte das er das für alle die in Jorts Fähre wohnen kostenlos anbietet, nahm ich das Angebot auch an. Da half dann auch kein Flehen mehr, kein Betteln von Tehis, keine Beteuerungen sie würde nie fliehen, nächste Hand geht es zum Sleen, soll er mal eine Nase voll von ihr nehmen.

GR

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