Dienstag, 2. August 2011

Der letzte Widerstand (tamila/sahira soulstar)




Ein fröstelnder Schauer machte sich auf ihrer bleichen Haut breit, als sie nackt auf seinem Balkon stand und auf den Platz herunterblickte. Es war nacht geworden und ihr Herr schlief bereits.
Sie kratzte die kleine blutige Kruste von ihrer Wange, die Wunde war inzwischen gut verheilt, lediglich die blau-grünlichen Flecken zeugten noch von dem harten Faustschlag, der sie unerwartet vor etwa einer Hand traf.

Sie konnte doch so froh sein, das sich der Zorn des Administrators aus Lydius nur so geäußert hatte, sie...eine entlaufene Sklavin!
Was zählten da schon die Gründe, die sie zu der Flucht gezwungen hatten, sie hatte ihm gehört und hätte ihm bis in den Tod dienen müßen.
Die bittere Wahrheit über seine eigenen Umstände könnten sie immer noch den Tod kosten, eine Sklavin die zuviel wußte in den Händen der Gegenmacht - Kasra.
Dankbarkeit hätte sie zeigen müssen, als ihr Herr anordnete, die Befragung ausschließlich in Kasra durchzuführen.
Ungläubig hatte sie den Kopf geschüttelt, eine Sklavin lügt nicht, das war ihr bewußt, aber nun sollte sie - eine einfache Sklavin - eine rechtstaugliche Aussage erbringen?

Sie hatte den Faustschlag verdient gehabt, dessen war sie sich bewußt, eigentlich weitaus schlimmeres...eine kühle Brise wehte ihr entgegen und ihr blondes Haar wehte aus ihrem Gesicht, sie blinzelte über ihre Schulter in das Schlafgemach ihres Herrn, die Tür hatte sie aufstehen lassen und so konnte sie direkt auf sein Bett blicken und ihn beim Schlafen beobachten.
Betrübt über ihre eigene Unfähigkeit, mit glasigen Augen wendete sie sich ab und blickte hoch zu den Monden.
Nichts hatte sie mehr gewollt als ihr neues Leben als Sklavin begann, als ihm, der sie vor dem Tod rettete, zu gefallen und ihm mit vollem Herzen zu dienen.
Er war kein Herr wie viele andere, die sich mit blosser Gewalt Gehör über ihre Sklaven verschafften, er erreichte das mit seiner puren Präsenz, wie er dastand mit verschränkten Armen, ruhig und besonnen, nur seine Augen ließen seine Stimmung erkennen. Am schlimmsten, so wußte sie inzwischen, war es wenn er gar nicht mit ihr sprach, sie komplett ignorierte und auch sein Essen stehen ließ, das er sonst nur zu gerne der Fischsuppe vorzog. Sein Gesicht war von einer tiefen Narbe gezeichnet, was mußte er schon alles erlebt haben....so viel jedenfalls, das ihn kaum mehr etwas erschüttern konnte. Nur eines - so hatte er ihr ermahnend gesagt - solle sie sich niemals wagen, ihn in der Öffentlichkeit zu beschämen.

Sie hatte sich selbst belogen, das wurde ihr klar als er die Worte sprach, die ihr hart ins Herz schnitten und ihr einen Moment die Luft zum Atmen nahmen.
"Noch ein Fehler, und ich verschenke dich an den Lydianer!" hatte er sie angeherrscht, seine Augen hatten dabei vor unbändiger Wut geblitzt, so hart und kalt hatte sie ihn nie zuvor erlebt.
Winselnt hatte sie sich ihm vor die Füße geworfen, gefleht und gebettelt das er ihr verzeihen möge, doch in seinem Gesicht konnte sie erkennen, das nur noch ein winziger Funke fehlte, um seine Worte wahr zu machen.
In dem Moment voller Angst und Verzweiflung sah sie klarer als je zuvor,
innerlich hatte sie den Kampf gegen den Kragen noch nicht aufgegeben gehabt,
sich dagegen gewehrt nur noch ein Stück Fleisch zu sein, den Männern vollends in ihrer Blösse ausgeliefert zu sein.

Wütend über sich selbst hatte sie ihre Tunika zu Boden geworfen, ihre Fäuste dumpf ballernd gegen das Mauerwerk geschlagen während die Tränen in Strömen über ihr blasses Gesicht flossen. "Kleidung steht mir nicht zu, ich habe es nicht verdient..." hatte sie zu sich selbst gezischelt und sich zeitgleich auferlegt, das Gemach ihres Herrn nur zu verlassen, wenn es sein müßte.
Ihre Kettenschwester verbrachte eh ihre Zeit am liebsten mit Einkäufen und der Pflege ihrer eigenen Schönheit, sie beachtete das blonde Mädchen, die sich nun verzweifelt bewußt geworden war, nahe am Abgrund zu stehen, kaum, zu sehr war diese mit sich selbst beschäftigt.

Langsam blickte sie an sich herab, das Licht der Monde schimmerte auf ihrer hellen Haut, formte ihre Konturen und brachte sie noch besser zur Geltung.
Hässlich war sie nicht, ihre Brüste wohlgeformt, ein kleines Bäuchlein hatte sich bei der guten Nahrung die ihr Herr ihr zuteil kommen ließ gebildet.
"Was will er mit einer Sklavin wie mir, wenn er die schönsten und gut ausgebildetsten in ganz Kasra an seiner Kette haben könnte? Wieso hat er mich nicht längst ertränkt?" kam es ihr immer wieder in den Sinn, eine Frage die sie ihm schon oft gestellt hatte und von der sie wußte, nie eine Antwort darauf zu bekommen.
Es war ein besonderes Band, das sie mir ihrem Herrn verband, das fühlte sie, dennoch so unergründlich und nun zum zerbersten gespannt.
Ein wehmütiger Seufzer kam über ihre bibbernden Lippen, langsam wendete sie sich ab und tapste auf leisen Sohlen wieder hinein in sein Gemach, zog mit leisem Knarren die Tür zu. Das Feuer im Kamin war fast erloschen, nur noch die Glut schaffte einen warmen Schein in das geräumige Zimmer.
Sie ertastete sich langsam den Weg auf die Matte vor seinem Bett und rollte sich darauf ein, ihr fröstelnder Körper erwärmte sich langsam während sie in der Stille der Nacht dem Atmen ihres Herrn lauschte.
Ein kurzes Schmunzeln zeichnete ihre Lippen als sie an den gestrigen Abend dachte,
ihr Herr hatte sein Gemach nicht verlassen, als Regent einer Stadt sehr ungewöhnlich für ihn. Stattdessen hatte er sich ihr gewidmet, in seiner unbändigen Geduld mühevoll versucht ihr Zählen beizubringen.
Wie dankbar war sie ihm dafür, hatte sie es so gar nicht verdient, das er sie überhaupt auch nur eines Blickes würdigte. Wie gegensätzlich sie doch im Vergleich zu ihrer Kettenschwester war, die ihre rassige Schönheit und ihre Verführungskünste so einsetzen konnte, daß die Männer ihr so ziemlich jeden Fehler nachsehen würden.
Wie sehr beneidete sie die dunkelhäutige Sklavin, die nichts mehr liebte als eine Sklavin zu sein und mit jeder Pore ihres Körpers das preiszugeben verstand.
"La Kajira...ich bin eine Sklavin.." flüsterte die Blonde leise als sie einschlummerte, der Klang ihrer Stimme sanft und ohne jeglichen Widerstand als sie die Worte aussprach.

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