Donnerstag, 23. Juni 2011

Zurück nach Lydius


Als ich früh erwachte und aus dem Zelt kroch war Lale schon verschwunden, ich fand sie kurz darauf am Ufer der Thassa wo sie sich am Angeln versuchte. Es war offensichtlich das ihre Fähigkeiten woanders liegen mussten denn nicht ein Fisch hatte sich auf ihre selbst gebastelte Angel eingelassen. Zum Glück hatte ich noch etwas Trockenfleisch welches man ganz gut mit Wasser, welches Lale am Vortage noch in Lydius abgefüllt hatte, runterspülen konnte. Sie hatte auch schon die Rucksäcke gepackt und nun blieb nur das Zelt abzubrechen und den Rückweg in die heute hoffentlich friedliche Zivilisation anzutreten. Das Problem welches sich mir da in Weg stellte war die Höhle. Lale wäre wahrscheinlich nur mit der Kurt durch die Urts die sich darin tummelten, vorbei an den Spinnen durch die Höhle zu bringen gewesen. Ihre Blicke als ich aufbrach und auf die Höhle zu ging sprachen zumindest Bände.

Zum Glück hatte ich am Abend zuvor etwas Floß ähnliches in der Höhle liegen sehen. Ich schaute also nach und tatsächlich konnte ich etwas brauchbares ans Licht des Zentralfeuers ziehen das sich mit ein paar Handgriffen in ein Floß verwandeln ließ, stabil genug um uns über das Thassa zu tragen, allerdings sollte wir uns nicht zu weit vom Ufer wegbewegen. Ich suchte mir noch einen langen Stock zum steuern, ließ das Floß zu Wasser und stieg auf. Lale schaute mir skeptisch zu aber vor die Wahl gestellt, Urts und Spinnen oder Floß, entschied sie sich für selbiges. Mich immer in Ufernähe haltend, vorbei an einen Wrack und einen verfallenen Leuchtturm, trieb ich das Floß voran, das uns die schäumende Gischt ein ums andere mal traf nahm ich dabei in Kauf.


In der Nähe des kleinen Hafens ging ich wieder an Land, dem Floß gab ich einen Tritt, das brauchte ich nicht mehr. Die restliche Strecke nach Lydius sollte es zu Fuß weitergehen. Nach einigen Umherirren fanden wir auch den Steg der uns zur Stadt bringen sollte. Das er über Nacht ausgebessert wurden ist war natürlich nicht anzunehmen und so balancierten wir über die morschen Bohlen bis wir drüben im Hafen wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Vorsichtig lugte ich um die Mauer der Werft aber der Hafen wirkte genauso verlassen wie am Tag zuvor. Dann wollte ich mal mein Glück versuchen und schritt mutig aus. Am Kai war ein Liegeplatz frei geworden. Dieses riesige Kriegsschiff was gestern hier ankerte war weg. War das nun ein gutes Zeichen und die fremden Krieger waren wieder abgezogen oder hatte auch die letzten Einwohner die Stadt verlassen?


 Grübelnd blickte ich zur Stadt hoch und nahm dann aber doch den Weg in Angriff. Oben angekommen wirkte alles ruhig, ja geradezu friedlich. Am Ende der Straße, in der Nähe eines Brunnens, waren ein paar Menschen zu erkennen, vorsichtig ging ich auf sie zu. Ganz bis zu denen kam ich aber nicht, denn zu meiner Linken bemerkte ich eine Schmiede. Der Gedanke war bei einen Kastenbruder vielleicht etwas Hilfe in einer mir fremden Stadt zu erhalten und so betrat ich die Werkstatt. Doch sie war leer. Leer im Sinne von Menschenleer, ausgestattet war sie gut, deutlich besser als meine kleine Dorfschmiede die wie das gesamte Dorf in den Fluten des Laurius untergegangen war.

Den Grund warum ich hier niemanden aus meiner Kaste antraf erfuhr ich kurze Zeit später. Lu besah sich nämlich gerade einen Baumstamm näher, an dem Seile befestigt waren und wollte wissen was der denn in einer Schmiede zu suchen habe. Ich erklärte ihr das dieser Stamm wohl dem entsprach was wir bei uns Brandingstation nannten. Das machte zwei Bewohner auf uns aufmerksam, sie berichteten das die Stadt schon lange keinen Schmied mehr hat und ob ich denn sofern ich einer bin, in der Lage wäre diese ihre Kajira zu branden. Klar war ich, Schmied wie auch in der Lage, das Problem war nur das der Besitzer der Kajira sich als Branding für diese ein Kaissabrett wünschte. So etwas hatte ich natürlich nicht auf Vorrat, sagte aber zu mich in der Schmiede umzusehen ob sich etwas in der Art finden lässt.

Doch obwohl ich alles auf den Kopf stellte konnte ich beim besten Willen kein Brandingeisen finden das auch nur annähernd ein Mal zeichnete wie es sich dieser Mann für seine Kajira wünschte. Die Sklavin wird es gefreut haben denn sie folgte sichtlich erleichtert ihren Besitzern. So langsam brach die Nacht herein. Die Ansammlung von Leuten hatte sich aufgelöst und auch ich spürte das Bedürfnis mich in irgendwelche Felle zu betten. Doch leider war das Geld knapp und Kastenhilfe konnte ich ja nicht erwarten. Bevor ich nun ein teures Zimmer in einer Herberge anmiete, hielt ich es für eine gute Idee mich noch mal im Hafenviertel oder auf den angrenzenden Bauernhof nach einer billigeren Bleibe umzuschauen.


Im Hafenviertel war keine Unterkunft aufzutreiben aber es blieb ja noch das kleine Gehöft. Eins der Häuser schien unbewohnt. Vorsichtig trat ich ein, tatsächlich war es leer, nur ein alter Kamin stand an der Wand gegenüber. Ich wie Lale an Feuer zumachen und eins der Felle auszurollen. Nach vielen Tagen hatte ich endlich mal wieder ein Dach über den Kopf, wenn der restliche Komfort auch zu wünschen übrig ließ.


GR

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