Dienstag, 30. März 2010

Die Entscheidung

Auch wenn die Versorgung des Dorfes noch nicht so war wie wir uns das wünschten so ging es doch voran. Wir hatten Frieden mit den Wilden geschlossen und der Brunnen war auch fertig. So konnten wir in Ruhe unser Dorf weiter aufbauen und wir mussten uns nicht mehr mit den abgestanden Wasser der beiden Tümpel in Dorfnähe begnügen. Relativ zufrieden mit dem Fortgang der Arbeiten im Dorf ging ich weiter. An einen der Weiher sah ich Kaisa sitzen. Als ich näher herankam sah ich das sie versuchte zu angeln. Allerdings machte sie dabei einen ziemlich ungeduldigen Eindruck. Auch meine Worte das die Fische, so es sie denn gibt, sicher viel zu klein sind und mehr Gräten als Fleisch haben werden, trugen nicht gerade zur ihrer Ausdauer bei. Meinen Ratschlag doch lieber Frösche zu fangen überhörte sie geflissentlich.

Ich riet ihr doch lieber zum Bergsee zu gehen und dort zu fischen. Allerdings traute sie sich nicht alleine aus den Dorf und mein Hinweis das sie doch der Medicus begleiten könne, schmetterte sie mit den Hinweis ab das der doch als Dorfoberhaupt genug zu tun haben werde. Der Medicus als Dorfoberhaupt? Ich brach in schallendes Gelächter aus. Wenn einer sich um die Geschicke des Dorfes und des Lehens kümmern könne, dann doch nur ich, gab ich ihr zu verstehen. Sie faselte noch was das der Medicus ja gebildet sei und von Adel aber für mich war klar wer über dieses Dorf herrschen wolle muss mehr können als Pillen zu drehen.

Ungefähr zu dieser Zeit kam Safira dazu und wollte wissen worüber wir uns denn streiten. Ich erklärte ihr das Kaisa ernsthaft glaube das der Medicus das Dorf führen könne. Das fand auch Safira merkwürdig, was dazu führte das ich bei dem aufkommenden Streitgespräch der beiden plötzlich nur noch zum Zuschauer mutierte. Nach einen kurzen, scharfen Wortwechsel gerieten sie plötzlich auch körperlich aneinander. Sie schlugen um sich, rangelten miteinander und gerade als ich dazwischen gehen wollte fielen beide in den Weiher. In der Hoffnung das das Wasser die Gemüter der beiden abkühlen würde, setzte ich mich auf die Kiste von der aus eben Kaisa noch angelte und wartete das die beiden wieder auftauchten.

Tatsächlich dauerte es auch nicht lange und sie kamen laut prustend wieder an die Wasseroberfläche. Anstatt aber von einander zu lassen ging es nun im Wasser weiter. Belustigt schaute ich zu wie sie abwechselnd im Wasser verschwanden und sich an keiften. Merkwürdigerweise ging es nun gar nicht mehr um Bent und mich sondern wer nun die schönere sei bzw. wer von den beiden eine alte Jungfer. So langsam verlagerte sich das Geschehen aber wieder ans Ufer und für einen kurzen Moment hatte ich den Eindruck das sich beide wieder beruhigt hatten. Doch dieser Eindruck täuschte. Sehr schnell flammte der Streit wieder auf und nun entschloss ich mich dazwischen zu gehen. Ich schnappte mir Safira und zog sie weg, doch sie riss sich wieder los und stürmte mit den Worten das wäre eine Sache zwischen Kaisa und ihr welche mich nichts angehen würde, wieder auf Kaisa zu.

Jetzt wurde mir die Sache aber doch zu bunt. Also nichts wie hinterher. Ich schob mich zwischen die beiden Furien die schon wieder um sich schlugen. Plötzlich traf mich ein Schlag von hinten. Überrascht wankte ich einen Schritt zur Seite, drehte mich um und schlug reflexartig zu. Erschrocken sah ich das ich Kaisa erwischt hatte und diese von der Wucht des Schlages rückwärts ins Wasser taumelte. Safira warf mir einen vernichtenden Blick zu und rannte zu Kaisa in den Weiher. Im ersten Augenblick dachte ich ja sie würde deren Schwäche nun ausnutzen wollen aber nein, sie half ihr auf und aus dem Wasser. Die beiden Furien vereinte nun der Zorn auf mich. Weibervolk seufzte ich nur und schickte ein Stoßgebet zum Himmel während Safira Kaisa aufgeplatzte Lippe behandelte und prüfte ob noch alle Zähne im Mund waren. Dann stapften beide davon und ließen mich einfach da stehen.

Kurze Zeit später, nachdem ich meine Verwunderung abgeschüttelt hatte folgte ich den beiden zurück ins Dorf. Safira traf ich am Brunnen wieder. Ich wollte gerade mit ihr sprechen als eine merkwürdige Gestalt mit einen Hirsch auf dem Rücken an uns vorbei stürmte. Ich vermutete das es diese Amazone sei der wir freien Zugang zum Dorf gewähren sollten und so falsch schien ich mit meiner Vermutung auch nicht zu liegen denn Selbst der Medicus und auch Flöte machten keine Anstalten sich zu wundern. Nein Flöte nahm vielmehr den Hirsch ganz selbstverständlich in Empfang. So schien alles seine Ordnung zu haben. In diesen Augenblick rannte der Medicus auf mich zu und wollte wissen was mir einfiele seine Frau zu schlagen. Mal abgesehen davon das Kaisa bei weiten nicht seine Frau war, so versuchte ich im aber trotzdem klar zu machen das es einfach nur ein Reflex und Kaisa zur falschen Zeit am falschen Ort war. Und überhaupt, wenn sie diesen Streit nicht vom Zaun gebrochen hätte wäre das alles gar nicht passiert.

Nebenher bekam ich noch mit wie Safira Kaisa Vorwürfe machte weil sie Bent die Geschichte gebeichtet hatte. Doch sie verwehrte sich dagegen und verwies auf die nasse Kleidung und die aufgeplatzte Lippe und das er da nun mal Fragen stellt. Bent indes schien meine Erklärung zu akzeptieren und wandte sich nun den Frauen zu die alle Mühe hatten sich aus der Sache heraus zu winden. Auch deshalb waren sie wohl froh das Flöte sie zum Hirsch zerlegen mit in die Taverne schleppte.

Der Medicus wollte dann mit mir noch über die Verwaltung des Lehens reden und bat mich zu warten er wäre gleich wieder da. So blieb ich am Brunnen stehen. Nach einiger Zeit kamen Safira und Flöte zum Brunnen um sich zu waschen. Flöte stank fürchterlich war ihr schönes Kleid doch von oben bis unten mit Exkrementen eingesaut. Ich sagte lieber nichts, ihre Laune schien so schon übel genug. Zum Glück kam nun gerade auch der Medicus zurück und wir begannen unsere Verhandlungen. Zu Beginn schenkte er noch ein Schluck Met aus, geheime Restbestände wie er meinte, dann sprachen wir über das Lehen. Sir Bent erwartete doch tatsächlich das ich zu seinen Gunsten auf das Lehen verzichte. Schließlich sei er von Adel und gebildet. So ein Blödsinn über eine Lehen zu herrschen bedarf es mehr als Salben zu mixen.

So ergab ein Wort das andere. Wie immer wenn ich wütend wurde in letzter Zeit merkte ich wie die Narbe in meinen Gesicht anschwoll und sich wahrscheinlich auch wieder dunkelrot verfärbte. Mein Tonfall wurde aggressiver und plötzlich sah ich mich mit den Schwert in der Hand dastehen, hielt dem Medicus die Klinge entgegen und fragte ihn ob sein Blut zu jenen welches sich schon auf der Klinge befindet hinzu soll. Die Situation verschärfte sich, denn auch der Medicus zog sein Schwert. Wie durch Watte und weit weg hörte ich Safira um Hilfe rufen. Doch keiner schien sie zu hören, während wir die ersten male unsere Klingen kreuzten. Das Klirren von Stahl zerschnitt die abendliche Ruhe, begleitet von den Rufen Safiras das wir endlich zu Sinnen kommen sollten.

Dann nutzte sie einen kurzen Moment wo der Medicus und ich ein wenig auf Abstand waren und drängte sich zwischen uns, nur mit Mühe konnte ich mein Schwert so führen das ich Safira nicht verletzte. Sie drängte mich weg sprach auf mich ein. Mir fiel es schwer ihr zuzuhören, behielt die ganze Zeit den Medicus im Auge doch zum Glück blieb er auf Abstand. Safira wollte nicht das ich regelmäßig zu den Wilden gehe und meinte das ich doch genauso mächtig wäre wie im alten Ivendust. Wann immer der Medicus auf Reisen wäre würde ich doch sowieso bestimmen im Dorf. Nur mit Mühe konnte ich mich beruhigen. Doch Safira zuliebe gab ich nach und steckte mein Schwert weg. Als der Medicus dessen Gewahr wurde entspannte er sich auch.

Ich bot ihn an das Lehen zu übernehmen, die Erleichterung darüber sah man ihn sichtlich an. Nach dem ich ihm versicherte ihm im Sinne der Sache beizustehen bot er mir an das ich das Dorf in seiner Abwesenheit führen solle. Wir besiegelten unseren Packt per Handschlag. Dann verabschiedete sich der Medicus mit den Worten nach Kaisa schauen zu wollen. Ich nahm derweil Safira in den Arm und beruhigte sie. Dann gingen wir die paar Schritte bis wir zu Hause waren.

GR

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