Dienstag, 9. Februar 2010

Die Ruinen

Ich erwachte nach einer ruhigen und erholsamen Nacht in der wir endlich mal wieder ein Dach über den Kopf hatten und unsere müden Knochen in weiche Betten legen konnten. Ich reckte mich und gähnte noch mal ausgiebig dann sah ich zu Safira und bemerkte das sie noch schlief. Vorsichtig beugte ich mich über sie, gab ihr einen Kuss ohne sie zu wecken und schlich mich hinaus. Am Brunnen auf dem Marktplatz erfrischte ich mich, dann ging ich zurück in die Taverne. Dort fiel Yve regelrecht über mich her und in einen nicht enden wollenden Redeschwall berichtete sie mir das sie außerhalb der Stadt war und wie schön es dort sein und das sie die Wilden gesehen hatte. Ich traute meine Ohren nicht, hatte diese Wahnsinnige nichts besseres zu tun als ihre Neugierde zu befriedigen und uns alle damit in Gefahr zu bringen?

Je länger sie sprach desto wütender wurde ich, ich packte sie am Arm zog sie zu mir schrie sie an. In diesen Moment meinte Rouke sich einmischen zu müssen, zum Glück ließ sie sich relativ einfach zurechtweisen, ich weiß nicht was sonst noch passiert wäre. Yve versuchte jetzt ihr Glück damit das sie Safira beschuldigte, sie wäre so laut gewesen und das hätte uns verraten. Welche Niedertracht von ihr nur um die eigene Haut zu retten, versuchte sie wieder einmal Safira ins Unglück zu stürzen. Sie es war es die bei den Wilden war, sie war es die von den Wilden gesehen wurde auch wenn sie dies nicht wahrhaben wollte.

Ich schwankte ob ich Yve mitnehme damit sie im Zweifelsfall mit uns stirbt oder ob ich sie ihren Schicksal überlasse und aus der Gruppe ausschließen sollte. Sie traf die Entscheidung selbst in dem sie sich los riss und und sich wie ein kleines bockiges Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte, an einen der Tische setzte. Gut also ging es ohne sie weiter. Ich sammelte die Gruppe vor der Taverne und wir zogen los. Einige blieben noch zurück und wollten Yve zum mitkommen bewegen, doch das war mir egal. Jeder musste selber wissen ob er im Schutz der Gruppe wandert und sich auf ein solch leichtsinnige und niederträchtige Person einlässt.

Nachdem wir die Stadt verlassen hatten musste wir durch hügeliges Land ziehen und wir kamen nur langsam voran. Das war die Chance für die Nachzügler uns einzuholen. So war die Gruppe, bis auf den Medicus, Kaisa und Yve, bald wieder komplett. Je weiter wir in das neue Land vordrangen um so bedrohlicher wurde die Geräuschkulisse die sich aufbaute. Aus einen am Anfang eher Hintergrundrauschen wurde mit jeden Schritt der wilde Klang von Trommeln. Immer lauter immer bedrohlicher. Was hatten sie zu bedeuten, war das die akustische Einleitung unseres Endes? Der Klang dieser Trommel trug nun nicht gerade dazu bei unsere Konzentration zu stärken und so kam es immer wieder vor das Leute zurückblieben oder in Spalten stürzen und wir sie mühsam mit Seilen wieder hochziehen mussten.

Wieder einmal war es Sylvi die zurück geblieben war, Safira vermisste sie und rief nach ihr, nur mit mühe konnte ich zu ihr gelangen und den Mund zu halten bevor sie ein weiteres mal rief. Doch es war umsonst Sylvi antwortete genauso laut. Unsere einzige Hoffnung war das die Wilden durch den Lärm ihrer Trommeln uns nicht hören konnten. Die Gruppe war wieder zusammen, der Boden wurde flacher und so erhöhten wir unser Tempo. Beim Überqueren einer Lichtung sah ich tief im Wald drinnen Frauen zum Feuer beim Klang der Trommeln tanzen. Ich gab nur ein Zeichen das sie sich beeilen sollten, vermied es aber auf diesen Anblick aufmerksam zu machen, es hätte die Nervosität nur noch erhöht.

Endlich, in der Ferne sah ich schon etwas was wie ein zerfallenes Dorf aussah von dem Janina berichtet hatte, schienen wir unser Ziel erreicht zu haben. Doch das Glück meinte es immer noch nicht gut mit uns. Denn plötzlich war die Luft erfüllt von den Zischen her anfliegender Pfeile. Wir stürmten los, rannten die letzten Meter und suchten Schutz und Zuflucht in den Ruinen. Hier hatten wir endlich unsere Ruhe. Kein Klang der Trommeln war mehr zu hören und Pfeile wurden auch nicht mehr auf uns geschossen.

Nachdem ich in Erfahrung gebracht hatte das niemand verletzt war, gingen wir daran unser Lager aufzuschlagen. Andre kümmerte sich um Material für die Zelte und die Frauen sammelten Feuerholz und etwas essbares. Während dessen tauchte auch der Medicus wieder auf. Gottes Wege hatten ihn auch zu diesen Ort geführt. Noch sprach er nicht mit uns, noch hielt er sich mit Kaisa abseits aber es war ein Anfang. Ich zündete ein Feuer an und hing einen Kessel darüber, so das sich Safira am kochen der Pilze versuchen konnte. Nebenbei beobachtete ich die Streitereien bzw. die Beschimpfungen über die Distanz zwischen Janina und den Medicus. Ich hoffte das da bald Ruhe einkehren würde aber die Fronten schienen doch sehr verhärtet.

Janina lief dann relativ ruhigen Schrittes zum Medicus, sollte sie doch das Gespräch suchen? Sie gingen dann etwas Abseits so das ich sie weder hören noch sehen konnte. Also ließ ich mich von dem Ergebnis überraschen und baute in der Zwischenzeit ein Zelt auf für Safira und mich. Ziemlich zur gleichen Zeit wo das Zelt stand hatte Safira auch die Pilze fertig und so ließ ich mir eine Schüssel voll geben. Gut ein Hochgenuss war es nicht, hatten wir doch auch kaum Gewürze dabei aber es war wenigstens eine warme Mahlzeit nach den Anstrengungen des Tages. Während ich noch am Essen war, kam Janina zurück und flüsterte mir zu das, wenn sie morgen tot sei Bent dran schuld wäre. In diesen Moment war ich mir sicher das der Medicus an ihrer Stelle das selbe gesagt hätte, nur das er für sein ableben Janina verantwortlich gemacht hätte.

Langsam hatte ich genug von diesen sinnlosen Streit, half er uns allen doch nicht weiter und belastete uns mehr als für die Gruppe gut war. Janina allerdings wollte sich diesen Abend nicht mehr beruhigen, nein sie drohte sogar sich in die Wälder zurückzuziehen, gar zu den Wilden zu gehen. Sollte sie machen, eine Bäckerin war schneller zu ersetzen als ein Medicus. Zumal wir momentan weder Getreide und erst recht kein Mehl besaßen. Janina verschwand dann auch, ob sie die Siedlung tatsächlich verlassen hatte konnte ich in der aufkommenden Dämmerung nicht mehr erkennen.

Fast alle hatten sich mittlerweile ihr Lager aufgeschlagen auch Safira hatte unser Zelt schon in Beschlag genommen. Ich legte noch etwas Holz nach das, das Feuer noch eine Weile am Leben blieb dann legte ich mich zu ihr. Sie hatte Angst, Angst vor den Wilden und auch Angst das ich Yve Glauben schenken könnte, das sie uns verraten hätte. Die Sache mit Yve konnte ich relativ schnell aus ihren Gedächtnis wischen, doch die Angst vor den Wilden konnte ich ihr nicht restlos nehmen. Zum Glück übermannte sie nun auch die Erschöpfung und sie schlief ein.

GR

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