Freitag, 25. Oktober 2013

Anstand und Moral

Es roch unterschwellig nach Ärger in der Stadt. Das lag vor allem daran das sich einige der neu zugezogenen Einwohner noch nicht mit den Sitten der Stadt angefreundet hatten. Und so wie ich letztens der Bäckerin schon mal einen Schuss vor den Bug gesetzt hatte, waren sich jetzt wohl die freien Frauen in die offenen Haare geraten. Mir sollte es recht sein, so brauch ich nicht immer den Buhmann spielen. Wobei, wenn ich so an meine alte Heimat denke, Tor am Rande der Tahari wo jede Frau die etwas auf sich und ihre Ehre hielt, wenigstens eine Burka.... aber lassen wir das, ich bin ja schon viel toleranter geworden.

Als ich dazu kam hatte sich die Situation aber schon wieder etwas beruhigt. So das ich mich darauf beschränkte den Bootsbauer zu begrüßen und mich erkundigte ob er alles hat was er braucht um mit dem Schiffsbau beginnen zu können. Dabei stellte sich heraus das er auch schon verschiedene Fettnäpfchen mitgenommen hatte. So war es ihm wohl gelungen eine unsere freien Frauen als Weib anzureden was zu einigem Gezeter geführt hatte und das böse D-Wort hatte er wohl auch schon benutzt. Aber gut er war ja noch neu hier. Jetzt verabschiedete er sich aber erstmal und zog sich auf sein Zimmer zurück.


So konnte ich mich noch diversen Fragen zum Heimsteinschwur widmen die sich in der Zwischenzeit aufgetan hatten. Kin hatte das mal wieder alles auf mich abgewälzt, weil ich angeblich mehr Erfahrung damit habe. Wer lebt denn schon seit Urzeiten hier und wer ist eigentlich der Zugezogene? Wie auch immer, ich erläuterte den beiden, Jessy und Iza, die Prozedur, von der Antragstellung, über die Genehmigung und die Zeremonie, auch erwähnte ich das bei freien Gefährten nur einer den Antrag stellen muss, denn Derjenige der mit einem Heimsteinangehörigen vergefährtet ist erhält das Recht auf den Heimstein zu schwören automatisch.

Das war also auch geklärt, Zeit mir nun endlich einen Paga zu gönnen, weswegen ich mich auf die Terrasse begab und meinem Lieblingskissen zustrebte. Noch bevor ich meinen Paga bekam hatte mich schon Val am Wickel. Er interessierte sich für ein größeres Haus und ich versuchte ihm mit trockenen Mund klar zu machen das größere Häuser gerade aus sind. Shani und der Paga brachten dann aber noch ein paar Ideen auf das Tableau. Der Sattler könnte ja in das ehemalige Haus der Sängerin einziehen, es stand nicht nur leer sondern auch ziemlich frei. Somit war dort genug Platz für einen Anbau in dem er seine Werkstatt unterbringen konnte und dadurch würde dann soviel Platz im Haus frei werden das seine zukünftige Gefährtin zu ihm ziehen könnte.


Da er nicht genau wusste von welchem Haus ich sprach gab ich ihm Shani mit damit sie ihm dieses zeigt. Seine Fastgefährtin war natürlich neugierig genug um trotz frischer Operationswunde und im Rollstuhl sitzend auch mit wollte. Das rief kurze Zeit später wiederum die Ärztin auf den Plan welche der Bäckerin nacheilte, wodurch sich die Terrasse merklich lehrte. Dafür kamen jetzt noch einmal die sittlichen Ansprüche der Stadt gegenüber ihren Bewohnern zur Sprache. Wenn man mal von unziemlichen Frisuren und übertriebenen Liebesbeweisen auf offener Straße absieht, blieb dann noch das gemeinsame Bad des kasratischen Hauptmannes mit seiner Gefährtin im öffentlichen Badehaus von Jorts Fähre.

Gut von den letzten beiden Sachen hatte ich nichts mitbekommen aber es führte unter den Anwesenden doch zu einiger Aufregung und erste Forderungen wurden laut die ethisch moralischen Gesetze der Stadt zu verschärfen. Nun waren mir zwar solche nicht bekannt und eigentlich war ich auch ein Verfechter der Selbstregulierung aber klar war auch es musste etwas passieren um die aufgeregten Gemüter zu beruhigen. Deshalb schlug ich vor das wir uns für diese Fälle keine Gesetze geben sondern eine Richtlinie eine Art Kodex erarbeiten den man Betroffenen in die Hand geben kann.

Wie nicht anders zu erwarten blieb das Ganze wieder an mir hängen, weil Kin es gleich wieder auf mich abschob, selbst wenn es so was einfaches ist wie die Schreiberin zu informieren das sie eine entsprechende Vorlage für den Rat erarbeitet. Wenigstens war Val mit den Umbau- und Umzugsvorschlag einverstanden wie er mir mitteilte nachdem er von der Hausbesichtigung zurück war. Nach dem Bootsbauer, der zweite Lichtblick heute.

GR

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