Mittwoch, 2. Januar 2013

Verzettelungen

Wieder sitzt ich hier mit den Nachrichten die mich aus Kasra erreicht haben. Die Schriftrolle liegt noch mit ungebrochenen Siegel vor mir auf dem Tisch und ich sinniere darüber was ich mit Kin und Talia besprochen hatte. Wir waren uns vorhin vor der Schreibstube begegnet und hatten diverse Informationen ausgetauscht, schon allein deswegen damit wir als Ratsmitglieder auf dem selben Stand sind. Erst ging es um die Kuchennachricht, die Kin überhaupt nicht, ich nur mit Mühe, dafür aber Talia recht gut lesen konnte. Weitestgehend bestätigte sie was auch ich schon entziffert hatte und wir besprachen unser weiteres Vorgehen, vor allem im Bezug auf die Forderungen die diese eigentlich nicht mehr gewollte Informantin stellte. Warum gerade jetzt meine Gedanken in Richtung eines Assasinen gingen weiß ich auch nicht so wirklich. Blöd auch das es hier in Jorts scheinbar niemanden gab der wusste wie man an solch einen Schwarzkastigen herankommt.


Talia bekam nach einer durchaus hitzigen Diskussion den Auftrag eine entsprechende Antwort zu verfassen und diese nach Absegnung durch den Rat der Informantin zuzuschicken. Nächster Punkt waren die Informationen die mir mein Kumpel hat zukommen lassen. Auch diese waren bisher nicht wirklich gehaltvoller und an sich eigentlich widersprüchlich, da hofften wir das sich die Sicht die nächste Tage aufklären wird und beschlossen vorerst abzuwarten bevor wir übereilte Schlüsse zogen. Da ich bei dem Gespräch mit der Belnender Diplomatin nicht anwesend war, setzte man nun mich im Gegenzug darüber in Kenntnis. Auch wenn unsere anderen Quellen momentan noch sehr unzuverlässig sind, so legte Kin für Belnend doch seine Hand in Feuer, hoffen wir das er sie sich nicht verbrennt.

Die Aufgaben und das weitere Vorgehen war jetzt soweit klar. Wir schlossen die kleine Runde und ich wollte mich gerade auf den Rückweg machen, doch Talia hielt mich noch auf. Sie bestellte ein größeres Bett und da sie weder zugenommen hatte noch gewachsen war, hakte ich nach wieso das denn notwendig sei. Das wollte sie mir allerdings nicht verraten, weil, so sagte sie, sie nicht verpflichtet sei über die Verwendung ihres Möbilars Auskunft zu geben. Gut sie wollte es nicht anders! Darum jetzt die direkte Tour und ich fragte sie ob sie nun ein größeres Bett oder ein Doppelbett haben will, nun endlich rückte sie mit der Sprache heraus und nahm die zweite Variante. Es war also was dran an den Gerüchten das die Schreiberin sich vergefährten wollte.

Auch wenn das eigentlich nicht in die jetzigen Zeiten passte so sagte ich nichts und nahm es nur zur Kenntnis. Auf dem Weg zum Gasthaus lief mir ein Bote aus Kasra über den Weg der mir eine weitere Nachricht meines dortigen Informanten übergab. Wie nicht anders zu erwarten wusste er nichts vom Inhalt des Schreibens. Ich entlohnte den Mann und schickte ihn wieder zurück. Das Schreiben verstaute ich ungeöffnet in meiner Tunika und ging auf einen Paga ins Gasthaus. Ich ließ mich auf eines der Kissen fallen und wollte gerade loswettern weil einer der Krieger mein geliebtes Kissen breit saß als Kin mich wegen einer Bestellung anging.

Eine Kette sollte es sein. Nein keine mit der man Sklaven festmacht, sondern eine filigrane, eine schöne, eine aus Silber wenn es geht, denn auch er gedenkt eine Gefährtenschaft einzugehen. Jetzt passierte das was ich in der Schreibstube gerade eben, gerade noch so verhindern konnte, mir platzte der nicht vorhandene Kragen. Jorts ist mitten in der Krise, der Heimstein bedroht, wir wissen nicht so genau wem wir noch trauen können und zwei der wichtigsten Personen in Jorts Fähre haben nichts wichtigeres im Kopf als ihr persönliches Glück. Anstatt ihre ganze Kraft, ihr ganzes Können zum Schutze des Heimsteines einzusetzen, verzetteln sie sich und bereiten ihre Gefährtenschaften vor.

Mein Ausbruch war laut und deutlich, nur leider schien er nichts zu ändern, man war meinen Argumenten einfach nicht zugänglich, zu fest saß die rosarote Brille. Wutentbrannt verließ ich das Gasthaus, vor meinem geistigen Auge sah ich schon wie man der Regentin von Kasra, statt einer Kriegserklärung aus Versehen einen Gefährtenschaftsvertrag vorlegt. Ich wühlte mich durch den Schnee nach Hause. Dort angekommen ließ ich mich in der Nähe des Feuers auf einem der Kissen nieder und holte erst jetzt die Botschaft hervor und legte sie auf den Tisch. Dort lag sie noch immer. Langsam griff ich nach ihr und prüfte das Siegel bevor ich es endlich brach.

In Ruhe las ich mir das Schreiben durch. Ergänzend meinte mein Informant, sei schon vor zwei Tagen jemand wichtiges aus Lydius eingetroffen. Er kannte ihn nicht und musste erst an Hand der Gästeliste recherchieren wer es ist. Ein Gar aus Lydius, mehr könne er nicht sagen schrieb er dazu. Auch wenn mein Informant ihn nicht kannte, ich wusste schon wer er war und auch andere hier in Jorts Fähre sollte er kein Unbekannter sein. Wie er allerdings in den rahmen der Geschehnisse um Kasra, Delka und und dem Vosk passte konnte ich auch nicht erklären. Weiter schrieb er das die Stadt selber ziemlich ausgestorben wirkte und die niederen Kasten tatsächlich zu fehlen schienen und viele Geschäfte und Gewerke nicht betrieben wurden. Das die Gassen aber tatsächlich so leer waren hatten aber einen anderen Grund, denn das Leben schien sich an diesem Tag auf dem zu Kasra gehörenden Gut abzuspielen.


Um sich nicht zu verdächtig zu machen, fragte mein Informant aber nicht weiter nach sondern versuchte auf eigene Faust auf dem Landweg zu diesem Gut zu gelangen. Bei diesen Versuch blieb es aber auch denn er wurde im Norden Kasras, westlich des Palastes, jäh von behelfsmäßigen Palisaden gestoppt. Nach seinen Worten schien hier der Stadtumbau noch nicht abgeschlossen zu sein und man versuchte damit die Lücke in der Stadtmauer zu schließen. Als letztes erwähnte er das ein paar Meter hinter den Palisaden ein Weg begann der vermutlich zu jenem Gut führt. Ich legt das Pergament beiseite und fertigte eine Abschrift für die anderen Ratsmitglieder an und verschloss die Schriftstücke inklusive der mitgelieferten Zeichnung in meiner Truhe.

GR

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